Neustart ohne Comeback
„Japan strahlt wieder“ titelte das Handelsblatt sarkastisch, und „Aus Fukushima nichts gelernt?“ fragte die Rhein-Neckar-Zeitung entgeistert: Trotz des bei den meisten Japanern tiefsitzenden Schocks von Fukushima hat Japan am 11.08.2015 im ersten Atomkraftwerk wieder eine Kettenreaktion eingeleitet und den Meiler hochgefahren – „eine Renaissance der Atomkraft ist aber nicht in Sicht“, begütigt ARD-Energieexperte Jürgen Döschner auf tagesschau.de. Experten warnten vor Risiken aufgrund des langen Stillstands und durch den Vulkanismus der Gegend.
[note The Schedule of Startup and Restart Generating Electricity of Sendai Nuclear Power Unit No.1
We hereby announce that as of today, Sendai Nuclear Power Unit No.1 (Pressurized Water Reactor, 890MW output), which is under the 21st periodic inspection, is expected to start up on August 11, and restart generating electricity on August 14. After restarting generating electricity, we will conduct the adjustment operation as increasing output gradually. Accordingly, the plant is expected to undergo the verifying the overall plant performance and return to the normal operation at the beginning of September. We will continue to make sincerely an all-out effort to deal with the Nuclear Regulation Authority’s inspections, and carry out carefully remaining process, putting utmost priority to safety. – (kyuden.co.jp)]
Es ist nicht einmal viereinhalb Jahre her, dass Japan mit 54 Atomreaktoren das drittgrößte Atomstrom- Land der Erde war – mit hochfliegenden Plänen für den Ausbau der Atomkraft im Inland und für den Export. Doch dann kam das Seebeben samt Tsunami vom 11.03.2011 und die dreifache Kernschmelze in Fukushima. Seitdem war Japan fast vollständig Atomenergie-frei.
Harte Greenpeace-Kritik: „Versagen auf ganzer Linie“
Der Wiederanschaltung war ein zweifelhaftes Gutachten vorangegangen, das unter starkem Druck von Industrie und Regierung zustande gekommen war. Darin war die Sicherheitsbehörde zu dem Schluss gekommen, dass das AKW den Sicherheitsvorschriften genüge. Das Gutachten umfasste Erdbeben- und Tsunamisicherheit sowie die Notstromversorgung bei einem Unfall. Jedoch war es – so Greenpeace – „keine allgemeine Bewertung der Sicherheit des Atomkraftwerks, sondern bezieht sich lediglich auf die Bereiche der seit Juli 2013 geltenden Richtlinien, die seit der Katastrophe in Fukushima verschärft wurden.“
Sendai ist der erste Reaktor, der seit Fukushima wieder ans Netz geht. „Ein Schritt in die falsche Richtung,“ schreibt Greenpeace, denn die meisten Japaner wollten weiterhin ganz auf Atomstrom verzichten. Die Abe-Regierung habe jedoch andere Pläne. Sie habe das Gutachten in Auftrag gegeben „und handelte somit nicht im Interesse der Mehrheit“.
Folgt: Sicherheit an letzter Stelle