Offener Brief der EPIA an Merkel

In Sachen Solarkürzungen hat sich der Präsident der European Photovoltaic Industry Association EPIA, Ingmar Wilhelm, in einem Offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel gewandt. SOLARIFY dokumentiert dieses Schreiben:

Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin,

als Stimme der Solar-Photovoltaik-Industrie in Europa ist die EPIA zusammen mit vielen betroffenen Unternehmen, Unternehmern und Verbänden sehr besorgt über die Entscheidung Ihrer Regierung, die Einspeisevergütungen für PV in Deutschland drastisch zu verringern.

Wir möchten darauf hinweisen, dass diese Entscheidung in einem kritischen Augenblick die falsche Botschaft zum Thema erneuerbare Energien sendet, für die Industrie und für die Bemühungen Deutschlands gemeinsam mit der EU, unsere zukünftigen Energieziele zu erreichen. Niemand glaubt, dass PV-Förderprogramme ewig andauern sollten – nicht einmal sonderlich lange – und jeder weiß, dass diese Programme intelligent, nachhaltig und an sich ändernde Marktbedingungen angepasst sein müssen. Jedoch bedeutet dies nicht, dass sie alle auf einmal und auf ein nicht nachhaltiges Maß verringert werden sollten.

Deutschlands Energiewende ist ein Versprechen für eine Zukunft mit erneuerbaren Energien und inspiriert nicht nur Europa, sondern auch vielen andere Regionen der Welt. Sie kann eine echte deutsche Erfolgsstory werden. Sie setzt nämlich auf erneuerbare Energien als die Stütze Ihrer nationalen Energieversorgung in sehr naher Zukunft. Wie viele andere Erneuerbare-Energien-Verbände der ganzen Welt begrüßen wir Deutschlands Mut, seine Weitsicht und Führungsstärke bei seinem Eintreten für die Energiewende.

Allerdings bringen wir auch unsere tiefe Besorgnis darüber zum Ausdruck, dass Ihre Regierung beschlossen hat, die Einspeisevergütung jetzt so hart zu kürzen.

In den vergangenen Jahren haben schrittweise und maßvolle Verringerungen der Fördersysteme dazu beigetragen, dass die Wettbewerbs-Lücke zwischen PV und konventionellen Stromquellen wahrnehmbar schmaler geworden ist. Leider riskiert der neue Vorschlag der Regierung, dass ein nicht mehr verlässliches ordnungspolitischen Klima entsteht, welches nicht nur die gesamte PV-Industrie bedroht, sondern auch das Vertrauen der Anleger in die erneuerbaren Energien in Ihrem eigenen Land.

Alle potenziellen Investoren in PV, vom einfachen Bürger bis hin zu kleinen und mittleren Unternehmen sowie größere Investoren, müssen die Gewissheit haben, wenn sie auf eine saubere, nachhaltige und sichere Energiequelle setzen, dass sie nicht auf eine Achterbahnfahrt der Anreiz-Levels mitgenommen werden.

Die Photovoltaik hat auch dank der starken deutschen Politik in den letzten Jahren deutlich ihre Stückkosten verringert, erreichte dadurch einen spürbaren Marktanteil und ebnete den Weg zu einem normalen Bestandteil des Energiemixes. Indem die Solar-PV immer näher an das Kostenniveau echter Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu allen herkömmlichen Quellen der Stromerzeugung herankommt, brauchen wir jetzt eine Politik, die diesen Trend befördert, um dieses Ziel bald erreichen.

Gemeinsam mit unserem deutschen Partnerverband stehen wir zu Ihrer Verfügung, um andere, kosteneffiziente und nachhaltige Lösungen zu benennen, die uns erlauben, nicht die Dynamik dieser vielversprechenden Technologie zu verlieren und damit  ihre Bedeutung für Forschung und Entwicklung, Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa.

Mit freundlichen Grüßen

Ingmar Wilhelm

Präsident