Die Energiewende ist machbar – und zahlt sich aus
Die Energiewende ist machbar – und zahlt sich aus. Dies ist das zentrale Ergebnis einer umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchung renommierter Forschungsinstitute, die das Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben hatte. Der jetzt vorgelegte Abschlussbericht zeigt: Die mittel- und langfristigen Ziele, die sich die Bundesregierung im Rahmen der Energiewende gesetzt hat, sind wie geplant erreichbar. Sie beziehen sich auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Energieeffizienz und den Klimaschutz. Zudem kommen die Institute zu dem Ergebnis, dass die erneuerbaren Energien langfristig deutlich kostengünstiger sind als eine auf Kohle, Öl und Gas basierte Energieversorgung.
Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen: „Die Studie bestätigt den Kurs der Bundesregierung, mit der Energiewende das größte Modernisierungs- und Infrastrukturprojekt der kommenden Jahrzehnte gestartet zu haben. Der Einstieg in das Zeitalter erneuerbarer Energien ist richtig und konsequent. Kohle, Öl und Gas sind nur begrenzt verfügbar und müssen auch aus Gründen des Klimaschutzes Schritt für Schritt durch erneuerbare Energien ersetzt werden. Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Ressourcen schonende Technologien schaffen in Deutschland Versorgungssicherheit, Arbeitsplätze und Wertschöpfung – denn wir wollen und werden Industrieland bleiben. Ob andere Länder unser Modell übernehmen, hängt auch davon ab, dass wir unsere Ziele erfolgreich umsetzen. Die neuen Zahlen zeigen, dass die Energiewende machbar ist.“
Leitfrage der Untersuchung „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland“ war es, unter welchen Bedingungen die im Laufe des letzten Jahres beschlossenen Maßnahmen in Zusammenhang mit der Energiewende bis zum Jahr 2050 umsetzbar sind.
Wesentliches Ergebnis: Die politischen Ausbauziele im Bereich der erneuerbaren Energien werden in allen Szenarien sicher erreicht. Grundlage dafür ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Nach den Ergebnissen der Studie liegt der Anteil erneuerbarer Energien im Strombereich 2020 in allen Szenarien mit rd. 40% deutlich über dem von der Bundesregierung gesetzten Ziel von 35%. Bereits im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 20%. Für 2050 weisen die drei Hauptszenarien der Studie einen Anteil der erneuerbaren Energien von etwa 85% – 87% aus. Auch die Erneuerbare-Energien-Ziele im Bereich Mobilität und Wärme werden demnach erreicht bzw. übertroffen werden.
Die Studie enthält auch Aussagen zu den ökonomischen Wirkungen der Energiewende. Zwar sind erneuerbare Energien derzeit noch teurer als Kohle, Öl und Gas. Während aber die Preise von Kohle, Öl und Gas auch künftig weiter steigen dürften, werden erneuerbare Energien immer kostengünstiger.
So erwarten die Forscher für 2030 bei konsequenter Umsetzung der Ziele der Energiewende für Strom aus erneuerbaren Energien durchschnittliche Kosten von nur noch 7,6 Cent/kWh, während die Kosten für Strom aus Steinkohle und Erdgas dann bereits über 9 Cent/kWh ansteigen.
Nachdem in Deutschland bis Ende 2010 bereits etwa 150 Mrd. Euro in Anlagen zur erneuerbaren Strom- und Wärmebereitstellung investiert wurden, kann das Investitionsniveau bei konsequenter Umsetzung der Energiewende in den nächsten Jahrzehnten jeweils auf etwa 200 Mrd. Euro ansteigen. Gleichzeitig vermindern sich die Ausgaben für importierte fossile Energieträger, die 2010 noch bei knapp 70 Mrd. Euro lagen, ganz erheblich: Für 2030 wird gemäß den Ergebnissen der Studie erwartet, dass sich die Importrechnung Deutschlands durch verstärkte Nutzung erneuerbaren Energien bereits um etwa 30 -35 Mrd. Euro/a vermindert.
Studie „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global“
In dem seit Anfang 2009 laufenden Vorhaben „Langfristszenarien und Strategien für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland bei Berücksichtigung der Entwicklung in Europa und global“ haben das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR, Stuttgart), das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES, Kassel) und das Ingenieurbüro für neue Energien (IfNE, Teltow) untersucht, wie die klima- und energiepolitischen Ziele der Bundesregierung umgesetzt werden können. Im Rahmen der Studie hatten die Institute verschiedene Szenarien entwickelt. Diese unterscheiden sich insbesondere hinsichtlich der Annahmen zur Entwicklung der langfristigen Speicherung überschüssigen Stroms aus erneuerbaren Energien, des Verkehrssektors, der Stromeinsparziele sowie der Klimaschutzziele. In allen Fällen galten strenge ökologische Maßstäbe.
In diesem Rahmen waren im August 2009 („Leitszenario 2009“) und Februar 2011 („Leitstudie 2010“) bereits Berichte veröffentlicht worden. Jetzt liegt der Endbericht zum Vorhaben vor, in dem erstmals alle Vorgaben des Energiekonzepts der Bundesregierung sowie des hierauf aufbauenden Energiewendepakets vom Sommer 2011 berücksichtigt werden können. Die Studie „EE-Langfristszenarien 2011“ enthält dabei verschiedene Szenarien, die sich insbesondere hinsichtlich der Annahmen zur Entwicklung der langfristigen Speicherung überschüssigen Stroms aus erneuerbaren Energien, des Verkehrssektors, der Stromeinsparziele sowie der Klimaschutzziele unterscheiden.
Die Studie zeigt insgesamt, dass die mit der Energiewende verbundenen klima- und energiepolitischen Ziele der Bundesregierung konsistent erreichbar sind und – bei entsprechenden Rahmenbedingungen – z. T. sogar deutlich übertroffen werden können. Gleichzeitig unterstreicht sie, dass die Transformation des deutschen Energiesystems weiterhin kontinuierliches Handeln auf allen Ebenen erfordert.
Der rund 330 Seiten starke Bericht enthält eine 40seitige Zusammenfassung, die in Kürze auch in englischer Übersetzung vorliegen soll.
05.04.2012