AKW Symbol für erneuerbare Energiezukunft
Erstes Bürgerbeteiligungsmodell „Sonnenkraftwerk Zwentendorf“
Bis 2015 100 Prozent Erneuerbare? – Kritik von Grünen
Die Energieversorgung Niederösterreich (EVN) und das Land Niederösterreich starten ihr erstes Bürgerbeteiligungsmodell für eine weitere Photovoltaik-Anlage in Zwentendorf – unter dem Titel „Sonnenkraftwerk Zwentendorf“. Landesrat Pernkopf: „Bis 2015 sollen 100 Prozent des Strombedarfs in Niederösterreich durch erneuerbare Energien abgedeckt werden. Derzeit beträgt deren Anteil 90 Prozent. Durch das Bürgerbeteiligungs-Modell kann jede Niederösterreicherin und jeder Niederösterreicher einen Beitrag leisten, das ambitionierte Ziel zu erreichen“.
Kritik an Pernkopfs Aussage („100%“) kommt von Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne): Gar nicht ins Bild des Erneuerbaren-Energielands passe, dass die EVN bis 2020 drei neue Gaskraftwerke mit 1,6 GW plane, fast eine Verdoppelung der NÖ-Fossilstromproduktion. „Ein Schlag ins Gesicht für alle, die gedacht haben, Pernkopf meine seine Ankündigungen ernst“, so Kerschbaum. „Niederösterreich braucht keine drei neuen Gaskraftwerke!“
Symbol Zwentendorf
Am 5. November 1978 war in einer umstrittenen Volksabstimmung mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,47% (trotz der Rücktrittsdrohung des damaligen Bundeskanzlers Kreisky) das Ende der größten Investitionsruine Österreichs besiegelt worden, die aber danach zum innenpolitischen Symbol und Markstein der Wirtschaftsgeschichte wurde. Bis die sogenannte stille Liquidierung des Kernkraftwerks Zwentendorf beschlossen wurde (März 1985), kostete es insgesamt 1 Mrd. Euro, allein 43,6 Mio. Euro für die Instandhaltung. Der Volksentscheid führte bereits einen Monat später zum österreichischen Atomsperrgesetz, nach welchem in Österreich keine Kernkraftwerke ohne Volksabstimmung gebaut werden dürfen. Dieses Gesetz wurde 1999 durch das Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies Österreich verschärft – spätestens seit Tschernobyl (1986) war die Anti-Atom-Politik gesellschaftlicher, wie auch parteipolitisch einhelliger Konsens geworden.
Seit 2009, 31 Jahre nach der Volksabstimmung, erzeugt die EVN auf dem Gelände des Atomkraftwerks nun doch Strom für Österreichs Haushalte – Solarstrom. Die hier bestehende Photovoltaikanlage soll um 1.300 Paneele bzw. rund 250 kW im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsmodells erweitert werden: Kundinnen und Kunden der EVN, die keine Möglichkeit haben, etwa Solarpaneele auf ihren Haus- oder Garagendächern zu errichten, können ab 4. Mai dieses Jahres Anteile am Ausbau des EVN Photovoltaik-Kraftwerks Zwentendorf erwerben. Der Preis: 300 Euro pro Stück, pro Kundschaft können bis zu zehn Module erworben werden. Die Verzinsung liegt bei 3,33 Prozent, bei jährlicher Auszahlung der Mieterträge. Nach 13 Jahren verkaufen die Kundinnen und Kunden ihre Module an die EVN.
Statt mit Atomkraft wird in Zwentendorf jetzt durch die Kraft der Sonne nachhaltiger Strom mit einer maximalen Leistung von 180 kWp in Zwentendorf produziert – die Solaranlage ist damit eine der größten in Österreich. In einem ersten Schritt wurden 300 Photovoltaikpaneele an der Fassade und am Dach des Reaktorgebäudes angebracht, in einem zweiten Schritt 700 Photovoltaikelemente am Freigelände. Die Anlage erzeugt 180.000 kWh Sonnenstrom pro Jahr.
Das AKW als idealer Standort
Zwentendorf eignet sich hervorragend für dieses Projekt: Das Gelände des Atomkraftwerks ist nach wie vor zugelassener Kraftwerksstandort, daher mussten keine aufwändigen Bewilligungen eingeholt werden. Auch die Infrastruktur ist von Vorteil, denn in Zwentendorf sind bereits wichtige Anlagenteile vorhanden, um Energie ins Stromnetz einzuspeisen. Auch wenn viele das Gegenteil annehmen, befinden sich die Stromverteilanlagen und Leitungen noch immer in einem einwandfreien Zustand. Die letzten drei Jahrzehnten wurde die gesamte Anlage sorgfältig konserviert, die Stromleitungen wurden jährlich auf Funktionstüchtigkeit überprüft.
Neue Technologien im Einsatz
Zahlreiche technische Prinzipien, die die PV-Industrie derzeit bietet, werden an diesem Standort genutzt- von einer Aufdachanlage, über eine Fassadenanlage bis hin zu einem Freiflächen-Solarpark mit fix aufgeständerten Solargeneratoren und der Sonne nachgeführte Solarsysteme. Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Reaktorgebäudes besitzt eine Ausbauleistung von10 kWp auf der Süd-Ost-Fassade ca. 20 kWp. Der Hauptteil der Solaranlage ist auf der westlichen Freifläche und weist eine Gesamtleistung von 150 kWp vor. Eine Fläche von 100 mal 75 Meter – ungefähr die Fläche eines Fußballfeldes – wurde mit fix aufgeständerten Solarpaneelen bebaut. Dahinter befinden sich noch zwei Nachführsysteme (Mover) zu je 7kWPeak, die die Modulfläche stets nach dem Stand der Sonne ausrichten. Das bringt eine zusätzliche Stromausbeute von bis zu 25 % gegenüber fix montierten Anlagen.
->Quelle und http://www.noen.at/news/chronik/Sonnenkraftwerk-Zwentendorf-startet;art151,387329
http://www.noe.gv.at/Presse/Pressedienst/Pressearchiv/101162_Energie.print.html