Selbstversorgung mit Solarstrom und Solarwärme
bieten wachsendes Sparpotenzial
Die Preise für Strom und fossile Brennstoffe wie Öl und Gas steigen stetig. Vor diesem Hintergrund bietet die Selbstversorgung mit Solarstrom und Solarwärme ein wachsendes Sparpotenzial für Haushalte. Dies unterstreicht eine Studie des Ingenieurbüros für neue Energien (IfnE), die der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) vorstellte.
Mehr Energieunabhängigkeit für Verbraucher: Mit Solarstrom und Solarwärme können Haushalte schon heute einen erheblichen Teil ihres Energieverbrauchs selbst produzieren. Wie die IfnE-Studie ergab, kann ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt auf Jahressicht bis zu 40 Prozent seines Strombedarfs mithilfe der eigenen Solaranlage decken. Solarthermieanlagen können je nach Gebäudetyp und Anlagengröße zwischen 8 und 60 Prozent der benötigten Wärme für Warmwasser und Heizung liefern. Laut der Studie kann selbst genutzte Solarenergie für den erwähnten Haushalt aktuell ein Sparpotenzial zwischen 220 Euro und 300 Euro pro Jahr erschließen. Bis 2020 kann sich dieser Vorteil auf jährlich 640 Euro bis 990 Euro vergrößern. Im Vergleich zur fossilen Energieerzeugung vermeiden Bewohner von Einfamilienhäusern (Neubau nach EneV 2009) mit Solartechnik zudem jährlich rund 4 Tonnen CO2.
„Mit Investitionen in Solarstrom und Solarwärme können die Bürger direkt zum Gelingen der Energiewende beitragen“, erklärte Ursula Heinen-Esser, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, bei der Vorstellung der Studie: „Bei den vielen tausend Veranstaltungen zur Woche der Sonne in ganz Deutschland können sie sich informieren, welche Möglichkeiten die Erneuerbaren Energien für den eigenen Haushalt bieten.“ Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel hob das große Besucherinteresse an den Veranstaltungen in den vergangenen Jahren hervor. „Die Woche der Sonne ist eine eindrucksvolle gesellschaftliche Demonstration für Erneuerbare Energien, für Klimaschutz und für die Energiewende“, sagte Remmel: „Wer heute noch ohne Haustechnik auf regenerativer Basis baut, baut eine Immobilie mit eingebauter Wertminderung.“
Die vorgestellte Studie beleuchtet unter anderem die Möglichkeiten zum Eigenverbrauch von Solarstrom vor dem Hintergrund der aktuellen Vorlage zur Änderung der Einspeisevergütung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Wer seit 1. April 2012 eine Photovoltaikanlage neu in Betrieb genommen hat, wird laut der geplanten Neuregelung rückwirkend nicht mehr für 100 Prozent des ins Netz eingespeisten Solarstroms eine Vergütung erhalten, sondern ist aufgefordert, einen bestimmten Anteil selbst zu verbrauchen oder zu vermarkten. Dies betrifft vor allem auch private Betreiber von Photovoltaikanlagen auf dem Hausdach. Da die Vermarktung des Solarstroms für private Betreiber kleinerer Dachanlagen in der Regel zu aufwändig sei, stelle die Regelung de facto eine Verpflichtung zum Eigenverbrauch dar, stellt die Studie fest.
Derzeit speist die Mehrheit der Besitzer von Photovoltaikanlagen ihren Solarstrom komplett ins öffentliche Netz ein. Neben der Einspeisung gewinnt der Direktverbrauch des Solarstroms im eigenen Haushalt aber eine wachsende Bedeutung für die rasche Refinanzierung der Anlageninvestition: Angesichts steigender Haushaltsstrompreise, einer stetig sinkenden Einspeisevergütung und fallender Anschaffungskosten für Solarstromanlagen wächst die Sparrendite. So kann ein Vier-Personen-Haushalt, der einen Teil des Solarstroms direkt verbraucht, im Vergleich zur Einspeisung bereits heute einen finanziellen Vorteil von jährlich etwa 30 Euro erzielen. Bis 2020 wird dieses Sparpotenzial voraussichtlich auf bis zu 150 Euro pro Jahr steigen, prognostiziert die Studie. Hinzu kommen die Einnahmen durch die Einspeisevergütung. Die Erzeugung von Solarwärme mit einer Solarthermieanlage erhöhe diesen finanziellen Nutzen noch durch eingesparte Kosten für fossile Brennstoffe wie Öl, Kohle oder Gas: Dies ermögliche aktuell bei Altbauten Einsparungen in Höhe von bis zu 270 Euro im Jahr (2020: bis 490 Euro) und bei Neubauten bis 190 Euro (2020: bis 840 Euro).
„Der Einstieg in die Solarenergie lohnt sich für Verbraucher nach wie vor“, betonte Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. „Wer mit Photovoltaik und Solarthermie Strom und Wärme erzeugt, kann seine Energiekosten erheblich senken“, sagte Sieverding.
Mehr Solarstrom und Solarwärme im Haushalt nutzen
Die IfnE-Studie nennt außerdem konkrete Maßnahmen, wie Verbraucher einen möglichst hohen Anteil ihres Energiebedarfs mit Solarstrom und Solarwärme decken können. Im Fall des Solarstroms lässt sich ein höherer Deckungsgrad zum Beispiel durch die Anpassung der Betriebszeiten von Waschmaschine, Trockner oder Spülmaschine an die Sonnenstunden erreichen: Wer solche elektrischen Geräte vor allem tagsüber nutzt, kann mehr eigenen Solarstrom verbrauchen. Hinweise für eine passgenaue Abstimmung von Solarstromproduktion und Verbrauch können ein elektronisches Steuerungssystem oder ein „intelligenter Zähler“ (Smart Meter) liefern.
Bei der Solarthermie können eine optimierte Gebäudedämmung, ein größerer Wärmespeicher, eine optimale Abstimmung des Heizsystems sowie einfache Maßnahmen wie die Anpassung der Heiztemperatur an die Nutzungszeiten von Räumen und gezieltes Lüften helfen, einen höheren Anteil des Wärmebedarfs solar zu erzeugen. Das für die Wasch- oder die Spülmaschine benötigte Warmwasser kann ebenfalls über die Solarthermieanlage bereitgestellt werden. Je nach Gebäudetyp können Haushalte mithilfe solcher Maßnahmen mehr als 60 Prozent ihres Bedarfs an Heizwärme und Warmwasser mit Solarthermie decken.