Mehr als Wüstenstrom
Um ihren Ressourcenverbrauch decken zu können wie bisher, bräuchte die Menschheit bis 2050 drei Erden. Mit diesem drastischen Vergleich beginnt der „DESERTEC Atlas“, um seinen Lösungsvorschlag für dieses Problem vorzustellen: Das Konzept sieht vor, große Wüstengebiete für die Energiegewinnung durch Photovoltaik und Solarthermie zu nutzen. Allein die jährlich auf einer Wüstenfläche von 500 mal 500 Kilometern eintreffende Sonnenenergie könnte den gesamten Energiebedarf der Menschheit für ein Jahr decken. Diese Fläche entspricht nur etwa einem Prozent der weltweiten Wüstenfläche.
Der vom CLUB OF ROME e.V. und der DESERTEC-Foundation herausgegebene Atlas will außerdem zeigen, dass das Desertec-Konzept mehr ist als nur Wüstenstrom aus Afrika. Den Leser erwartet kein klassisches Kartenwerk á la Dierckes Weltatlas, sondern vielmehr ergänzen die anschaulichen Karten die informativen Inhalte. Zunächst erläutern die Autoren die Grundlagen der Klimaproblematik und der Nutzung der Erneuerbaren Energien aus globaler Sicht.
Weiterhin geht es ihnen darum, das ganzheitliche Konzept des Wüstenstromprojektes vorzustellen: Die Nutzung Erneuerbarer Energien beeinflusse die Süßwassergewinnung, die regionale Wertschöpfung und die Chancen für Bildung und Entwicklung vor Ort positiv. Soziale Gerechtigkeit, Sicherheit und Frieden hebt der Atlas als Folgeeffekte hervor. Häufiger Kritikpunkt an Desertec ist die ebenfalls vorgesehene Nutzung des Wüstenstroms durch europäische Staaten als eine Form des Neokolonialismus. Hierzu liefert der Atlas eine Antwort: Mit Desertec könnten Entwicklungsländer durch eine globale Sichtweise und Zusammenarbeit wirtschaftlich und sozial profitieren und nebenbei einen fundamentalen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen durch den Einsatz Erneuerbarer Energien leisten. Besprechung aus Monatsrückblick der Agentur für Erneuerbare Energien
Der DESERTEC-Atlas. Weltatlas zu den erneuerbaren Energien. – CEP Europäische Verlagsanstalt, November 2011.