Globale Energiewende: Weltweit 257 Milliarden US-Dollar im Jahr 2011 investiert – Rekord
Auch im Jahr 2011 sind die erneuerbaren Energien weltweit massiv ausgebaut worden: Die globalen Investitionen haben gegenüber dem Vorjahr (ohne große Wasserkraft) um rund 17 Prozent auf den Rekordwert von 257 Milliarden US-Dollar zugelegt – das Sechsfache der Investitionen im Jahr 2004 und 94 Prozent mehr als 2007, dem Jahr vor der weltweiten Finanzkrise. Das wurde am 11.06.2012 vom Politiknetzwerk REN21 im Rahmen der jährlich erscheinenden Schwesterpublikationen Global Trends in Renewable Energy Investment der UNEP und Globaler Statusbericht zu erneuerbaren Energien 2012 (Renewables Global Status Report – GSR) veröffentlicht. Weltweit decken die erneuerbaren Energien mittlerweile 16,7 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 20,3 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs.
Erstellt wurde der Global Trends-Bericht vom UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance in Zusammenarbeit mit Bloomberg New Energy Finance und der Frankfurt School of Finance & Management. Gegenüber 2010, als das Investitionsvolumen um 37 Prozent anstieg, fiel der Zuwachs mit 17 Prozent zwar deutlich geringer aus, aber vor dem Hintergrund der sich ausweitenden europäischen Schuldenkrise und angesichts sinkender Preise für Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien kann sich dieser Wert durchaus sehen lassen. In immer mehr Ländern sind erneuerbare Energieformen längst keine Nischentechnologie mehr und stellen heute einen bedeutenden, rasch wachsenden wichtigen Anteil an der gesamten Energieversorgung dar.
Der REN21 Renewables 2012 Global Status Report stellt fest, dass der Anteil der erneuerbaren Energien im Endkundengeschäft, also bei elektrischer Beleuchtung, Heizen und Kühlen sowie Transport weiter beträchtlich ausgebaut wurde. Erneuerbare Energien decken inzwischen 16,7 Prozent des globalen Endenergiebedarfs. Dabei ist der Anteil herkömmlicher Energie aus Biomasse leicht gesunken, während der Anteil der modernen erneuerbaren Energien zugelegt hat. 2011 stießen erneuerbare Energietechnologien weiter in neue Märkte vor: ca. 50 Länder installierten Windkraftanlagen und die solare PV-Kapazität setzte ihren Vormarsch in neue Regionen und Länder fort. Inzwischen nutzen über 200 Millionen 2 Haushalte weltweit sowie zahlreiche öffentliche und privatwirtschaftliche Gebäude Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung.
Im Energiesektor entfiel im Berichtsjahr fast die Hälfte der weltweit hinzugekommenen geschätzten 208 Gigawatt (GW) installierter Leistung auf erneuerbare Energien. Mit über 1360 GW lag die installierte Leistung erneuerbarer Energien Ende 2011 weltweit um 8 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreswert. Erneuerbare Energien machten mehr als 25 Prozent der globalen Stromproduktionskapazitäten aus (ca. 5360 GW im Jahr 2011) und lieferten ca. 20,3 Prozent der weltweiten Stromerzeugung. Die Preise für Photovoltaik(PV)-Module fielen um fast 50 Prozent, für Onshore- Windenergieanlagen um ca. 10 Prozent. Fallende Preise machten diese beiden wichtigsten erneuerbaren Energieformen zu ernsthaften Konkurrenten für fossile Brennstoffe wie Kohle und Gas.
Unter den verschiedenen Erneuerbaren präferierten die Investoren 2011 die Solarenergie gegenüber der Windenergie. Fast doppelt so viele Mittel flossen in den Solarbereich wie in die Windenergie, so dass der Sektor der Erneuerbaren erneut ein Rekordjahr verbuchen konnte, obgleich dieses von Herausforderungen geprägt war. Insgesamt stiegen die Investitionen im Bereich Solarenergie um 52 Prozent auf US$ 147 Milliarden an. Der Wettbewerbsdruck verschärfte sich und führte zu stark fallenden Preisen vor allem im Solar-Bereich. Diese für den Verbraucher erfreuliche Entwicklung machte den Herstellern schwer zu schaffen. Einige Unternehmen zwang der Preisverfall zur Aufgabe, andere überlebten nur dank ihrer Restrukturierungsmaßnahmen.
Größter Investor in erneuerbare Energien (ohne Wasserkraft) war erneut China mit US$ 52 Milliarden, dicht gefolgt von den USA mit US$ 51 Milliarden. Größte Region beim Investitionsvolumen war mit US$ 101 Milliarden in 2011 wieder Europa. Bei den Entwicklungsländern tat sich besonders Indien hervor. Die National Solar Mission in Indien trug dazu bei, die Investitionen in erneuerbare Energien um eindrucksvolle 62 Prozent auf US$ 12 Milliarden zu erhöhen und verzeichnete damit den höchsten Investitionszuwachs unter den größten Märkten für erneuerbare Energien weltweit. Brasilien baute seine Investitionen um 8 Prozent auf US$ 7 Milliarden aus.
Bis Anfang 2012 hatten mindestens 118 Länder (Vorjahr: 96), darunter mehr als die Hälfte Entwicklungsländer, nationale energiepolitische Ziele für die Förderung erneuerbarer Energieträger formuliert, wobei der politische Rückhalt für diese Ziele in den Industrieländern inzwischen etwas bröckelt. Grund dafür sind der wirtschaftliche Sparkurs in Europa, aber auch die Tatsache, dass der Prozess in den USA durch Kontroversen im Kongress in eine Sackgasse geraten ist. In mindestens 65 Ländern bestehen politische Rahmenbedingungen für die Förderung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Einspeisevergütungen werden inzwischen in 27 Ländern erfolgreich eingesetzt.
“Für den Ausbau der Investitionen in erneuerbare Energien gibt es eine Vielzahl von Gründen, vom Klimaschutz, über die Energiesicherheit bis hin zur dringend gebotenen Elektrifizierung ländlicher und städtischer Regionen in den Entwicklungsländern als ein möglicher Ausweg aus der Armut. So vielfältig die Motive auch sein mögen, immer erweist sich der gezielte und nachhaltige Ausbau der erneuerbaren Energien als wichtiger Faktor für den Umstieg in eine kohlenstoffarme, ressourceneffiziente Green Economy”, berichtete Achim Steiner, Exekutivdirektor des United Nations Umweltprogrammes: “Dies ist ein weiteres deutliches Signal an die Staatsmänner und Delegierten der Rio+20- Konferenz zur Nachhaltigkeit im Juni, ein Signal, dass nachhaltige Entwicklung aus bescheidenen Anfängen zur Realität für sieben Milliarden Menschen werden kann, wenn vorhandene Technologien mit zündenden Ideen gepaart und von den Entscheidungsträgern konsequent umgesetzt werden“.
Für Prof. Dr. Steffens, Präsident der Frankfurt School of Finance & Management, sind “die Erneuerbaren jetzt in eine Phase eingetreten, in der sie eine bedeutende Rolle für die Energieversorgung spielen. Allerdings geht diese Entwicklung auch mit den typischen Symptomen eines raschen Branchenwachstums einher – Erfolgsgeschichten, schmerzhafte Insolvenzen, internationale Handelsstreitigkeiten und vieles mehr. Jetzt, wo sich die Gewinner der neuen Wirtschaft herauskristallisieren, sind strategische Weichenstellungen der politischen Entscheidungsträger gefragt.“
Dr. Mohamed El-Ashry, Vorsitzender von Ren21, kommentierte: “Ungeachtet der anhaltenden Wirtschaftskrise in einigen traditionellen Schlüsselmärkten und vor dem Hintergrund politischer Unsicherheiten stieg die installierte Leistung erneuerbarer Energien im vergangenen Jahr stärker an als je zuvor. Das politische Umfeld hat den Weg für den Ausbau erneuerbarer Energien geebnet. Die Reaktorkatastrophe in Fukushima hat einen Prozess des Umdenkens und die entsprechenden gesetzlichen Neuerungen in Gang gesetzt. Eine wichtige Rolle haben auch die günstigeren Kosten der erneuerbaren Energien und die Weiterentwicklung der zugrundeliegenden Technologien gespielt. Das zeigt sich darin, dass sich erneuerbare Energien weltweit in immer mehr Ländern und Regionen durchsetzen. Inzwischen arbeiten weltweit mehr als 5 Millionen Menschen in diesem Sektor und das Potenzial für weitere Arbeitsplätze in der Branche ist und bleibt ein Haupttreiber für politische Maßnahmen, die eine Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren im Energie-Mix begünstigen.“
Wichtige Nachrichten aus den Ländern und Regionen:
In den Vereinigten Staaten wurde 2011 12,7 Prozent des privaten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. Dies entspricht einer deutlichen Steigerung gegenüber 2010 (10,2 Prozent) und 2009 (9,3 Prozent). Im Jahr 2011 entfielen geschätzte 39 Prozent der neu installierten Stromkapazitäten auf erneuerbare Energieträger, allen voran Windenergie. Erneuerbare Energien machten ca. 11,8 Prozent der inländischen primären Energieproduktion aus (zum Vergleich: Atomstrom lieferte 11,3 Prozent).
China war 2011 erneut weltweit führend bei der Installation von Windturbinen und solarthermischen Anlagen und der Spitzenproduzent für Strom aus Wasserkraft. Bei der Windkraft verbuchte das Land im Jahresverlauf einen Zuwachs von über 48,2 Prozent.
In der Europäischen Union waren 2011 mehr als 71 Prozent der neu installierten Stromproduktionskapazitäten erneuerbare Energieanlagen. Knapp die Hälfte davon (46,7 Prozent) entfiel auf Solarstromkapazitäten (PV).
Deutschland blieb auch 2011 drittgrößter Markt für Investitionen in erneuerbare Energien. 12,2 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs und 20 Prozent des Stromverbrauchs wurden aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt (Zuwachs um 17,2 Prozent in 2010 und um 16,4 Prozent in 2009).
Verglichen mit anderen Regionen in Entwicklungsländern ist Lateinamerika dem Ziel eines uneingeschränkten Zugangs zur Energieversorgung, vor allem zur Anbindung an das Stromnetz, wesentlich näher gekommen. Sechs lateinamerikanische Länder erweiterten ihre Programme zur Einrichtung von solaren Kleinanlagen, so dass 2011 mehr als 113 000 Einheiten installiert werden konnten.
In Afrika wurden 2011 in neun Ländern insgesamt 8432 neue Biogasanlagen installiert. Die Energieerzeugung der Biogasanlagen stieg gegenüber 2010 um 100 Prozent. Detaillierte Länderinformatinen finden sich auf REN21 Renewables Interactive Map, einem benutzerfreundlichen Online-Tool zur Erhebung & Verbreitung von Informationen zu Entwicklungen im Bereich erneuerbarer Energieträger –> www.map.ren21.net
Die UN hat 2012 zum „Internationalen Jahr der nachhaltigen Energie für alle” erklärt und so bildet der Ausbau von erneuerbaren Energien in ländlichen Räumen einen Schwerpunkt des REN21 Renewables 2012 Global Status Report. An diesem Bericht haben lokale Experten aus vielen Ländern weltweit mitgewirkt. Erneuerbare Energien werden immer mehr als Mittel gesehen, um Millionen von Menschen mehr Lebensqualität zu geben, indem sie Zugang zu Energien für modernes Kochen, Heizen und Kühlen und zu Elektrizität erhalten.
REN21 (Renewable Energy Policy Network for the 21st Century) ist ein globales Politiknetzwerk, das 2005 im Anschluss an die Bonner „renewables2004“-Konferenz ins Leben gerufen wurde. Neben Regierungen, Internationalen Organisationen und Nichtregierungsorganisationen sind Vertreter aus Wirtschaft, Finanzsektor sowie der Zivilgesellschaft aus dem Energie-, Umwelt- und Entwicklungsbereich vertreten. Bundesentwicklungs- und Bundesumweltministerium unterstützen REN21 finanziell. 11.06.2012
->Quellen: http://www.ren21.net/
Global_Status_Report_Renewable_Energies_2012