Saudi-Arabiens neuer Energiemix: 15% Atom, 45% EE

Saudi-Arabien plant 15 % Atom, 45% Erneuerbare
Erzeugung jenseits von Öl und Gas geprüft
Empfehlungen werden  Handlungspläne

Im Rahmen seiner Dinner Speech anlässlich eines Treffens der Gesellschafter und Assoziierten Partner der Desertec Industrie-Initiative am 20.06.2012 in München hat der Vorstandsvorsitzende von ACWA Power International, Paddy Padmanathan, das weitere Engagement seines Landes in erneuerbare Energien bekräftigt. ACWA Power ist als führender Entwickler, Eigner und Betreiber von Wasser- und Energieprojekten Gesellschafter der Dii GmbH. Als wichtiger Anbieter in diesem Sektor hat ACWA Power über die MENA-Region hinaus auch international Bedeutung erlangt.

Im, wie er sagte „bedeutendsten neuen Markt für erneuerbare Energien“, in der Region Naher Osten und Nordafrika (MENA= Middle East – North Africa), innerhalb „dieser großen Landmasse mit 380 Millionen Menschen“ sei Saudi-Arabien das wichtigste Land in Bezug auf Energieverbrauch sowie Entwicklungs- und Produktionskapazität erneuerbarer Energien: „Saudi-Arabien verbraucht täglich 1,3 Millionen Barrel Öläquivalente zur Elektrizitätserzeugung. Das ist der Verbrauch heute.“ Angesichts der um neun Prozent wachsenden Nachfrage nach Strom werde die gegenwärtige Kapazität von 50GW bis 2032 auf 125 GW anwachsen müssen, wenn es gelinge, die Nachfrage zu dämpfen. “Um aber 2032 diese 125 GW zu erzeugen, werden wir 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag verbrauchen, selbst wenn wir uns auf Effizienzsteigerungen der Kraftwerke verlassen. Wir sind heute pro Kopf gerechnet der drittgrößte Ölverbraucher der Welt! Das ist einfach nicht nachhaltig.“

Am Ende des Tages spreche allerdings das Geld: „Wir bewerten das Öl, das wir im Inland verwenden mit 4,40 Dollar pro Barrel. Mit anderen Worten: Mit jedem verbrauchten Barrel Öl verlieren wir 80 bis 100 Dollar pro Barrel abhängig vom Tages-Ölpreis auf dem Weltmarkt. Mit dem heutigen Verbrauch von 1.3 Millionen Barrel für 4.40 Dollar täglich, um Elektrizität zu erzeugen, verlieren wir 130 Millionen Dollar mögliche Einnahmen am Tag! Oder 45 Milliarden Dollar pro Jahr.“

Es sei keine Überraschung, dass man mit einem solchen Ölpreis von 4,40 Dollar Elektrizität zu einem unschlagbaren Preis von 3 US-Cents pro Kilowattstunde erzeugen könne. Wenn aber Öl richtig bewertet werde, etwa mit 60 Dollar pro Barrel, komme dieselbe kWh auf 14 US-Cents – „genau der Preis, zu dem wir Solarenergie im Königreich erzeugen können, natürlich nur, wenn die Sonne scheint.“

„Also haben wir das jetzt ausgearbeitet. Wir sollten eine bestimmte Menge Solarenergie kaufen, das dadurch gesparte Öl nehmen und es für 100 Dollar verkaufen, mit den 60 Dollar Unterschied die teurere Solarenergie bezahlen und die jeden Tag pro Barrel gesparten 40 Dollar auf unser Sparkonto legen.“

Bekannt sei, dass Saudi-Arabien genau vor zwei Jahren eine Agentur gegründet habe, um Elektrizitätserzeugung ohne Öl und Gas zu untersuchen – gemeint seien Erneuerbare und Atomkraft gewesen. Weniger bekannt sei aber bisher, dass diese Agentur ihre Arbeit vollendet habe und ihre Empfehlungen vorgelegt habe, diese würden jetzt in Handlungspläne übertragen.

Im Lauf von 20 Jahren will sich Saudi-Arabien seinen gegenwärtige Energiemix zur Stromerzeugung von 60 % Öl und 40 % Gas ändern hin zu:

  • 15 % Atomkraft als Grundlast
  • 40 % Öl und Gas mit dem Hauptteil Gas als Grundlage für die Mittellast
  • und erneuerbare Energien, um die 45-Prozent-Differenz zwischen Mittel- und Spitzenlast zu füllen.

Das bedeutet 54 Gigawatt erneuerbare Energien:

  • 1 GW Biomasse plus 3 GW Geothermie plus 8 GW Windenergie; dazu
  • 42 GW Solarenergie – gegenwärtig denkt man an 25 GW CSP und 17 GW PV.

Innerhalb von 18 Monaten plane Saudi-Arabien als Phase 1 ab nächstem Jahr, 4000 MW erneuerbare Energien sämtlicher Technologien von überall her zu kaufen. Aufgrund des wachsenden Elektrizitätsbedarfs, für den die Finanzkapazität Saudi-Arabiens bezahlen müsse und dem Zwang für die Wirtschaft, den Inlands-Ölverbrauch zu drosseln, damit dieses Öl exportiert werden kann, werde klar, dass Saudi-Arabien der größte Markt in MENA für erneuerbare Energien sein werde.

Aber dieser Zwang sei überall in der MENA-Region der gleiche: „Nehmen Sie zum Beispiel Jordanien, ein Land mit einem massiven Haushaltsdefizit. Es bezahlt den vollen Preis für viel Brennstoff, den es zur Energieerzeugung verwendet. So haben Sonnen- und Windenergie in Jordanien tatsächlich den heiligen Gral der erneuerbaren Energien erreicht: Grid-Parity – wenn auch für Spitzenlasten, ohne dass irgendjemand das Ereignis vor ein paar Jahren bemerkt hat. Die gute Nachricht ist, dass das jetzt bemerkt worden ist. So startet man dort jetzt ein Beschaffungsprogramm.“ Die Geschichte sei überall dieselbe in der MENA-Region. Es sei nur eine Frage der Zeit.

„Aber der ungeduldige private Sektor wie ich und Sie will jetzt handeln. Ich bin jedoch überzeugt, Saudi-Arabien allein wird uns alle eine Zeit lang beschäftigen, was anderen Zeit geben wird, um an Bord zu kommen.“

Saudi-Arabien sei sich im Klaren darüber, welche Gelegenheit es für das Land eröffne, in ein solches Beschaffungsprogramm einzutreten. Es werde deshalb eine Industrie mit der gesamten Wertschöpfungskette entwickeln, von Technologieentwicklung bis zur Herstellung,  um nicht nur die Binnennachfrage zufriedenzustellen, sondern auch Technik und Anlagen zu exportieren.

Gewinnen würden diejenigen, die beherzt diese Chance ergriffen. Nicht nur weil es Ausschreibungen brauche, sondern weil anderswo bereits zwingend belegt sei, dass Maximierung eigenen Contents den konkurrenzfähigsten Wert liefere.

„Was bedeutet all das für das Desertec-Konzept? Für die Idee, erneuerbare Energie in der an Sonnenressourcen reichen MENA-Region zu erzeugen und sie in das elektrizitätshungrige Europa zu exportieren? Einfach gute Nachrichten; denn die Entwicklung einer boomenden erneuerbaren Inlands-Energieverbrauchsplattform legt meiner Ansicht nach die Lebensgrundlage für den Export. Erneuerbare Energie werden gleichbedeutend mit der Solarenergie in unserer Region begeistert willkommen geheißen. Der Beschäftigungseffekt wird die Entwicklung einer Industrieplattform unterstützen, die ihrerseits wiederum ökonomischen Mehrwert in die Region bringen wird. Aber es ist auch klar, dass MENA es nicht allein bewerkstelligen kann. Das ist die Gelegenheit für uns alle, sich zusammen zu schließen, nachhaltigen Wert durch Kooperation zu schaffen.“
-> Quelle: Padmananthan/ho Foto © ho

Saudi-Arabiens Pläne auf dem MENA Solar Power Forum

Angesichts der großen technischen Fortschritte ist es offensichtlich, warum die Saudis diese natürliche Ressource voll ausschöpfen und als mögliche zukünftige Umsatzquelle weiter optimieren werden. Diese Entwicklungen werden Gegenstand des vom 17. bis 19. September 2012 in Abu Dhabi stattfindenden MENA Solar Power Forum sein. Paddy Padmanathan wird dort den Leitvortrag halten. Dabei steht ihm Abdelhakim Hammach, der Geschäftsführer der Riyadh Valley Company, zur Seite und wird über die Chancen und Herausforderungen im Zusammenhang mit Investitionen in Solarenergie in Saudi-Arabien sprechen.
->Quelle