Wüstenstrom verbindet:
Nordafrika, Naher Osten und Europa starten in gemeinsame Energiezukunft
Ein gemeinsamer Stromverbund für Nordafrika, den Nahen Osten und Europa (EUMENA) bringt allen Beteiligten deutliche Vorteile. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie Desert Power 2050, die von der Industrie-Initiative Dii am 21. 06. 2012 in München vorgestellt wurde, und mit der mögliche Verwirklichung der Desertec-Vision vom Strom aus den Wüsten belegt wird. „Eine CO2-freie und nachhaltige Stromversorgung auf Basis erneuerbarer Energien erreichen wir am besten durch Zusammenarbeit zwischen den Menschen in Europa und auf beiden Seiten des Mittelmeers. Hier muss ein Markt entstehen. Mit Wind und Sonne lassen wir das fossile Energiezeitalter gemeinsam hinter uns und verwirklichen die Desertec Vision“, machte Dii-Geschäftsführer Paul van Son deutlich.
Wind und Sonne werden 2050 die zentrale Rolle spielen
Mit Desert Power 2050 hat die Dii die erste Hälfte eines ihrer vor zweieinhalb Jahren angekündigten Ziele erreicht – der zweite Teile der Studie ist in Arbeit. Die zwei weiteren Meilensteine sind: Ein Beitrag zur Schaffung eines regulatorischen Umfelds und die Vorbereitung von Referenzprojekten, die belegen sollen, dass die Vision in die Realität umsetzbar ist.
Desert Power 2050 zeigt, dass die reichlich vorhandenen Sonnen- und Windressourcen in der EUMENA-Region einen gemeinsamen Stromverbund mit einem Anteil von mehr als 90 Prozent erneuerbaren Energien möglich machen. Zum Vorteil aller Beteiligten: Die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens (MENA) könnten ihren wachsenden Strombedarf aus erneuerbaren Energien decken und den überschüssigen Strom exportieren, das könnte ein Volumen von mehr als 60 Mrd. Euro im Jahr erreichen. Durch einen Stromimport von annähernd 20 Prozent aus den Wüsten hat Europa laut Dii die Chance, pro Megawattstunde 30 Euro zu sparen. Dadurch können auch die EU-Klimaschutzziele kostengünstiger erreicht werden.
Nord und Süd würden die Kraftzentren des Stromverbunds, getragen von Wind- und Wasserkraft in Skandinavien sowie Wind- und Sonnenenergie in der MENA-Region. Wind (ca. 50 Prozent) und Sonne (ca. 25 Prozent) spielten im gemeinsamen Energie-Mix eine zentrale Rolle. Angebot und Nachfrage ergänzen einander nach den Ergebnissen von Desert Power 2050 in idealer Weise sowohl räumlich als auch zeitlich. So wird die MENA-Region mit ihrem über das Jahr stabilen Angebot an Solarenergie den Stromverbrauch während des kalten Winters in Europa mit decken können, ohne dass dort teure Überkapazitäten aufgebaut werden müssen. Ein weiterer Effekt des Stromverbunds ist die verbesserte Versorgungssicherheit für alle beteiligten Länder. In einem auf erneuerbaren Energien basierenden Verbund würde die Selbstversorgung dominieren, ergänzt durch preisgünstige Importe aus Süd und Nord.
Netzausbau dringend notwendig
„Erneuerbare Energie in den Gebieten mit den besten Ressourcen zu erzeugen und von dort in nachfragestarke Regionen zu bringen – das ist die gemeinsame Zukunft der EUMENA-Region und dafür müssen jetzt die Grundlagen geschaffen werden“, betonte Dii-Geschäftsführerin Aglaia Wieland: „Netzausbau über nationale Grenzen hinaus und die Schaffung eines regulatorischen Rahmens für Wüstenstrom sind die wichtigsten Themen für die nächsten Jahre. Die heute zu treffenden politischen Entscheidungen werden bestimmen, ob der Weg zu einem nachhaltigen Stromverbund erfolgreich beschritten wird. Dass er Sinn macht, zeigt Desert Power 2050 mehr als deutlich.“
Methodisch betritt Desert Power 2050 Neuland. „Erstmals gibt es einen ganzheitlichen Blick auf die EUMENA-Region, der beispielsweise auch den wachsenden Stromverbrauch in den MENA-Ländern mit einbezieht“, erklärt Mario Ragwitz, Leiter des Geschäftsfeldes Erneuerbare Energien beim Fraunhofer Institut für System- und Innovationsforschung (ISI), das wesentlich zu Desert Power 2050 beigetragen hat. So wird sich der Strombedarf in den MENA-Staaten bis 2050 mit über 3000 Terrawattstunden mehr als vervierfachen. Im Gegensatz zu Europa wird dort ebenso die Bevölkerungszahl bis zur Jahrhundertmitte stark anwachsen und somit auch der Bedarf an neuen Arbeitsplätzen. Als Impulsgeber für Wachstum könne Wüstenstrom einen wichtigen Beitrag bei der Bewältigung der sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen in Nordafrika und dem Nahen Osten leisten. In einem zweiten Teil („Getting started“) soll dieses Thema in den nächsten Monaten vertieft und mit den Beteiligten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft diskutiert werden. Ziel ist es, Handlungsempfehlungen insbesondere zu den erforderlichen regulatorischen Schritten in den nächsten Jahren zu geben.
Dii Referenzprojekte in den Maghreb-Staaten erreichen Volumen von 2,5 Gigawatt
Die Dii bereitet in Marokko, Algerien und Tunesien Referenzprojekte in einer Größenordnung von 2,5 Gigawatt (GW) vor. Davon entfallen aktuell 500 Megawatt (MW) auf Marokko. Die Hälfte dieses Vorhabens ist bereits mit 150 MW Solarthermie und 100 MW Photovoltaik und Wind genauer definiert. 2014 soll in diesen Anlagen der erste Strom erzeugt werden. Die Planungen für Algerien und Tunesien belaufen sich auf jeweils ein GW. Die Basis für alle Referenzprojekte sind Länderstrategien, die von der Dii in enger Zusammenarbeit mit Verantwortlichen und Partnern vor Ort entwickelt werden.
Über die Dii
Die Dii GmbH will mit ihren 56 Partnern aus 15 Ländern die Desertec-Vision Realität werden lassen. Die Aktivitäten der 2009 gegründeten Industrieinitiative konzentrieren sich darauf, bis 2050 einen Markt für erneuerbare Energien aus den Wüstenregionen Nordafrikas und dem Nahen Osten im industriellen Maßstab zu schaffen. Diese Aktivitäten beinhalten die Entwicklung von integrierten Energiemärkten und die Identifikation von geeigneten Technologien für Energiegewinnung- und Übertragung. 21.06.2012
Weitere Informationen zum Download: www.dii-eumena.com/de/desert-power-2050/