Händler des Zweifels

Ein Buch über die Strategien der Klimaleugner

„Merchants of Doubt“ von Naomi Oreskes und Erik M. Conway  belegt, wie einige Wissenschaftler im Interesse der Wirtschaft für die Öffentlichkeit den Anschein erwecken, als gäbe es wissenschaftliche Differenzen über bereits entschiedene Fragen. Die Motive: Geld und Wichtigtuerei, und, dass man politisch oder religiös einem Standpunkt verbunden ist, man kann genießen, dass man mit einer Außenseitermeinung erhöhte Aufmerksamkeit und Zuspruch einer eigenen Anhängerschaft genießt – oder, man kann sich einfach in eine Ansicht verrannt haben und davon nicht mehr loskommen.

In erster Linie sollen Zweifel geweckt werden, dass es zwar eine globale Erwärmung gibt, aber widerstreitende Theorien darüber, was die Ursachen sein könnten. Oder dass die globalen Zeitreihen Fehler enthalten, die ihre Aussagekraft einschränken. Dass man Modellen nicht vertrauen könne und noch abwarten müsse, bis sie besser seien. Dass viele Detailfragen bei den Rückkopplungen unklar seien und erst noch gelöst werden müssten und bis dahin es doch Spekulation sei, wie groß die Klimasensitivität wirklich sei.

Der Sinn dieser Taktik ist, Zeit zu gewinnen. Es geht nicht darum, die andere Seite zu überzeugen. Sondern Politik und Öffentlichkeit sollen den Eindruck haben, daß es noch zu früh ist, sich mit einer Entscheidung festzulegen. Dieser Zeitgewinn ist dann genau der Gewinn der interessierten Unternehmen, die diese Think Tanks finanziell unterstützen. Ein weiterreichendes Ziel ist aber, überhaupt die wissenschaftlichen Grundlagen für Umwelt- und Gesundheitsschutz zu unterminieren, indem man generell Wissenschaftler in diesen Bereichen unglaubwürdig macht.
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Die FAZ vom 26.10.2010 zum Buch: „Unter ernstzunehmenden Klimawissenschaftlern ist der Wandel bewiesen, trotzdem versuchen Leugner sich zu etablieren. Naomi Oreskes und Erik Conway machen die Praktiken in einem hervorragend dokumentierten und fesselnd geschriebenen Buch deutlich. Naomi Oreskes und Erik Conway sind in ihrem hervorragend dokumentierten und fesselnd geschriebenen Buch erfrischend deutlich: Die Macht der Belege für den Klimawandel ist dermaßen überwältigend, dass unter ernstzunehmenden Klimawissenschaftlern keine Debatte mehr geführt wird, sondern ein außergewöhnlicher Konsens herrscht. Skandale und Diskussionen werden von den Leugnern des Klimawandels künstlich inszeniert, wobei fast alle Mittel recht sind. Die meist großzügig finanzierten Leugner manipulieren, drohen und schüchtern ein. Die historische Perspektive auf diese Strategien verleiht dem Buch eine besondere Eindringlichkeit.“

„Die Strategien der Leugnung, die vom Rauchen bis zum Klimawandel angewendet wurden, stellen einen funktionierenden Mechanismus moderner Gesellschaften in Frage: die Rolle naturwissenschaftlicher Expertise in politischer Entscheidungsfindung. Welche Experten jeweils zu Rate gezogen werden, ist nicht immer einfach zu entscheiden, Experten sind natürlich nicht unfehlbar, und wie wissenschaftliche Expertise gegen andere Ziele abgewogen wird, muss in jedem Einzelfall neu verhandelt werden. Die Leugner stellen aber aus ideologischen und kurzsichtigen Gründen ein im Großen und Ganzen bewährtes System in Frage, das in Anbetracht von ungemein hoher Komplexität die bestmöglichen Zukunftsprognosen liefern kann. Die von der „Tea Party“ verkörperte Radikalisierung der republikanischen Politik in den Vereinigten Staaten lässt indes wenig Hoffnung auf ein Abstandnehmen von dieser Strategie.“
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