Koch-Weser: Lücke bei ökologischen Investitionen schließen

Die Lücke bei ökologischen Investitionen schließen – Green Growth Action Alliance gegründet

Die Deutsche Bank hatte in der B20-Arbeitsgruppe für umweltverträgliches Wachstum („green growth“), die ihre Empfehlungen kürzlich beim G20-Gipfel in Mexiko präsentierte, eine Schlüsselrolle inne. Der mexikanische Präsident Calderon sagte in seiner Eröffnungsrede, man müsse mit dem Mythos aufräumen, Wirtschaftswachstum könne nicht auf umweltverträgliche und CO2-arme Weise generiert werden. Caio Koch-Weser, Vice Chairman der Deutsche Bank Gruppe und Mitglied der Arbeitsgruppe, ist Ko-Autor des folgenden Blogeintrags:

In einer Zeit, in der die öffentlichen Haushalte unter Druck stehen, müssen wir sicherstellen, dass öffentliche Ressourcen so wirksam wie möglich für Investitionen verwendet werden, die das Wirtschaftswachstum fördern und negative Auswirkungen auf die Umwelt verringern. In zahlreichen Ländern zögern die Anleger wegen wahrgenommener und tatsächlicher politischer und technologischer Risiken noch mit nennenswerten Investitionen in grüne Infrastruktur. Genau deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Entwicklungsbanken und dem privaten Sektor so wichtig. In dieser Richtung geschieht bereits einiges, und eine engere Zusammenarbeit und Risikoteilung bringt beträchtliche Vorteile mit sich.

Als Beispiel für eine solche Zusammenarbeit lässt sich zum Beispiel anführen, dass die Deutsche Bank den Global Climate Partnership Fund im Namen der KfW, des Bundesumweltministeriums und verschiedener anderer europäischer Anleger aus dem öffentlichen Sektor verwaltet. Dieser strukturierte Fonds finanziert Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien in Entwicklungs- und Schwellenländern und arbeitet mit lokalen Finanzinstituten zusammen, um dort Kapazitäten aufzubauen. Dies ist eine der vielversprechendsten Strukturen zur Reduzierung von Investitionsrisiken. Die Risiken werden auf mehrere Ebenen verteilt. Private Anleger investieren in weniger riskante, höherrangige Tranchen, Anleger aus dem öffentlichen Sektor dagegen in riskantere, nachrangige Tranchen. Durch diese Struktur werden Risiken verringert und privates Kapital für Investitionen aufgebracht, deren Risiko ohne die Risikoteilung mit dem öffentlichen Sektor als übermäßig hoch angesehen werden könnte.

Andere Organisationen nutzen andere öffentlich-private Finanzierungsmechanismen bzw. sehen diese vor. Dazu gehören z.B. Bürgschaften, Ko-Investitionen, Maßnahmen zur Verbesserung der Bonität, Risikoversicherungen oder subventionierte Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien in Entwicklungsländern. Solche Mechanismen haben gute Erfolge gezeitigt. Schätzungen der OECD zufolge fließen jährlich bereits USD 70 – 120 Mrd. für umweltfreundliche Investitionen vom Norden in den Süden. Rund 15% dieser Summe werden von Mitgliedern des International Development Finance Club, eines Zusammenschlusses von 19 nationalen Entwicklungsbanken, aufgebracht, und über die Hälfte stammt aus dem privaten Sektor. Diese Zahlen sind für uns bereits überzeugend genug, um die Maßnahmen zur Aufbringung privaten Kapitals für umweltfreundliches Wachstum mit Hilfe eines intelligenten Einsatzes öffentlicher Mittel weiter zu entwickeln und damit im großen Maßstab den Weg hin zu einer umweltfreundlicheren Zukunft frei zu machen.

Deshalb fordert die B20 die G20-Länder auf, einen Hebelmechanismus für private Investitionen ganz oben auf die Agenda bei öffentlichen Investitionen und nationalen/multilateralen Banken zu setzen und die Zahl und den Umfang von Risikoverteilungsmechanismen zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor zu erhöhen. Langfristig soll der Anteil des privaten Kapitals im Vergleich zum öffentlichen Kapital erhöht werden. Die von der B20 geforderten politischen Veränderungen in den Bereichen ökologischer freier Handel, Senkung der Subventionen für fossile Brennstoffe und Festlegung eines Preises für CO2-Emissionen stellen allerdings eine Voraussetzung für eine inkludierende ökologische Wirtschaft dar.

Wir kündigen hiermit die Gründung einer Green Growth Action Alliance an, die Investitionen in saubere Energien, Verkehr, den Agrarsektor und andere umweltfreundliche Wachstumsbereiche in Zusammenarbeit mit den Regierungen vorantreiben soll. Dieser Verbund aus Unternehmen, Entwicklungsfinanzinstituten und anderen wichtigen wirtschaftlichen Akteuren wird bei künftigen G20-Gipfeln über seine Fortschritte Bericht erstatten.

Autoren: Caio Koch-Weser ist Vice Chairman der Deutsche Bank Gruppe. Dr. Ulrich Schröder ist Vorsitzender des Vorstands der KfW, der deutschen Förderbank.
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