Untersuchungskommission legt Final Report vor
Vierzehn Monate nach ihrer Einsetzung durch die japanische Regierung hat die unabhängige Untersuchungskommission zur Reaktor-Katastrophe von Fukushima ihren „final report“ vorgelegt. Hauptursache war demnach ein übertriebener Glaube an die Sicherheit von Atomanlagen, sowohl beim – inzwischen verstaatlichten – Betreiber Tepco als auch bei der Aufsichtsbehörde Nuclear and Industrial Safety Agency Nisa. Man habe sich auf einen „haltlosen Sicherheitsmythos“ verlassen, heißt es im Abschlussbericht. Regierung wie Unternehmen müssten „eine neue Philosophie der Katastrophenvorsorge entwickeln“.
Die Kommission unter der Leitung des Ingenieurs Yotaro Hatamura war am 24. Mai vergangenen Jahres, gut zwei Monate nach der Havarie, durch einen Kabinettsbeschluss eingesetzt worden und hatte am 26. Dezember 2011 einen Zwischenbericht vorgelegt. Eine Zusammenfassung des Abschlussberichts in englischer Sprache ist nun online; an der Übersetzung des ganzen Reports wird derzeit gearbeitet.
Anfang Juli hatte eine Untersuchungskommission des Parlaments bereits ihren Bericht vorgelegt. Auch dort war festgestellt worden: „Der Unfall war eindeutig von Menschenhand verursacht.“ In einem anderen Punkt gehen die Meinungen hingegen auseinander. Während die Parlamentskommission nicht ausschließen will, dass bereits das Erdbeben zu schweren Schäden geführt hatte, geht die Hatamura-Kommission davon aus, dass erst der Tsunami zum Zusammenbruch der Systeme in Fukushima geführt hat. Ein nicht unwichtiger Unterschied, denn starke Erdbeben können in Japan fast überall vorkommen – sämtliche japanischen Reaktoren wären betroffen.
Mitte Juni wurden die Reaktoren 3 und 4 des AKW Oi in der Zentralprovinz Fuki wieder angefahren, nachdem vorübergehend alle 50 funktionsfähigen Atomkraftwerke abgeschaltet worden waren. 170.000 Menschen gingen dagegen auf die Straße. Nach einer Umfrage einer japanischen Zeitung lehnen 71 Prozent der Bevölkerung das Wiederanfahren der Reaktoren ab. 7,85 Millionen Japaner haben inzwischen eine Resolution gegen Atomkraft unterschrieben.
Der jetzt vorgelegt Abschlussbericht der Hatamura-Kommission ist Wasser auf den Mühlen der Atomkraftgegner. Die Vorkehrungen, die in den verschiedenen Atomkraftwerken getroffen worden seien, genügten nicht, um großen, komplexen Katastrophen gerecht zu werden, heißt es im Bericht . „Wir rufen die zuständigen Personen dringend dazu auf, wirklich effektive Schritte zu unternehmen.“ Sprich: Es sind noch nicht genug Lehren gezogen worden aus Fukushima.