„Das ist provinzieller Lobbyismus“
E.ON C&R-Chef Mike Winkel dementiert Ausstiegsgerüchte bei Desertec
Der E.ON-Konzern verwahrt sich gegen wiederholte Gerüchte, man erwäge einen Ausstieg aus der Wüstenstrom-Initiative Dii. „Wir gehören zu den Gründungsmitgliedern der Industrie-Initiative Dii GmbH, die das Projekt durchführt, und werden auch in Zukunft aus Überzeugung am Erfolg von Desertec mitarbeiten“, stellte Mike Winkel, Chef der E.ON-Erneuerbaren-Tochter Climate & Renewables, in einem Gespräch mit dem Hamburger Energie Informationsdienst (EID) klar.
Das Magazin stern hatte zuletzt unbewiesene Behauptungen der Wirtschaftswoche wiederholt, E.ON zweifele am Erfolg von Desertec und wolle aussteigen. Zudem warf das Blatt der Industrie-Initiative Dii vor, mit Subventionen für Wüstenstrom die alte Vormachtstellung der Energiekonzerne in die Welt tragen zu wollen.
Natürlich, so Winkel, müsse man auch bei Desertec über die Wirtschaftlichkeit sprechen und die notwendigen regulatorischen Rahmenbedingungen klären. „Wir sind aber mehr denn je überzeugt, dass erneuerbare Energien aus Nordafrika in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Energieversorgung in der Region, aber auch für Europa spielen können“, sagte Winkel dem EID. Mit „Energie-Kolonialismus“ habe das alles überhaupt nichts zu tun, im Gegenteil: Durch Desertec könne das Rückgrat für Industrialisierung, Wohlstand und politische Stabilität in der Region entstehen.
Winkel weiter: „Vor dem Hintergrund dieser Vision habe ich für die ideologische Kritik – die seit Beginn der Arbeit aus der deutschen Solarlobby kam – überhaupt kein Verständnis. Wer die übersubventionierte Photovoltaik in Deutschland gegen die Vision eines Erneuerbaren-Energieverbundes rund um das Mittelmeer ausspielen will, betreibt in meinen Augen provinziellen Lobbyismus und muss sich fragen lassen, welche Konzepte er für die wirtschaftliche und politische Entwicklung in Nordafrika hat.“
Die an der Umsetzung der Desertec-Vision beteiligten Unternehmen, zu denen neben E.ON u.a. die MunichRe, RWE, Siemens und die Deutsche Bank (insgesamt 57 Gesellschafter und Partner aus 16 Ländern) gehören, wollen in den Wüsten des Nahen Ostens und Nordafrikas (MENA-Region) eine großflächige Stromerzeugung aus Solarthermie, Photovoltaik und Windenergie aufbauen. Der dort produzierte Ökostrom soll zunächst vor Ort verbraucht, später aber auch nach Europa transportiert werden. 2050, so die Vorstellung der Projekt-Macher, könnte Desertec-Strom bereits 18-20 Prozent des europäischen Bedarfs decken. Bis Ende dieses Jahres sollen einzelne Referenz-Projekte für Machbarkeitsstudien ausgewählt sein.
->Quelle: EID – und: REUTERS Foto © E.ON