Neue Initiative sammelt sich hinter Anti-Dumping-Klage
Europäische Hersteller von Solartechnologie haben am 26.07.2012 in Brüssel die Industrie-Initiative EU ProSun ins Leben gerufen. „Es geht uns um einen nachhaltigen Ausbau der Solarenergie in Europa und um fairen Wettbewerb“, so Milan Nitzschke von Solarworld, Präsident und Sprecher von EU ProSun.
Die Initiative vereinigt die Unternehmen, die in dieser Woche eine Handelsbeschwerde gegen chinesisches Dumping von Photovoltaikprodukten in der EU eingereicht haben. Chinesische Unternehmen hätten inzwischen ihren Marktanteil in Europa auf über 80% erhöht. Vor ein paar Jahren lag der Anteil noch bei praktisch null. Nitzschke: „Europa hat eine starke Solarindustrie. Wir sind technologisch führend, die Vorreiter bei Erneuerbaren Energien, werden aber im eigenen Markt geschlagen durch illegales Preisdumping Chinas. Die Preise für Solarstrommodule aus China liegen dabei weit unter den Herstellungskosten in China.“
EU ProSun ist eine Gruppe von mehr als 20 europäischen Photovoltaik-Unternehmen. Mit ihrer Handelsbeschwerde stehen sie stellvertretend für die Mehrheit der europäischen Solarproduktion. Nitzschke bestätigte, dass der italienische Photovoltaik-Herstellerverband Comitato IFI, die insolvente Sovello GmbH und Solarworld selbst zu der Gruppe gehört. Aufgrund des unfairen Wettbewerbs aus China werde diese wichtige Zukunftsindustrie Europas aktuell Monat für Monat kleiner, Werke überall in Europa würden geschlossen, Arbeitsplätze gingen verloren. Wenn die EU nicht reagiere, werde dieser Trend fortgesetzt, der inzwischen auch schon den Maschinenbau erreicht habe und absehbar auch Forschung und Entwicklung in Europa betreffen werde.
Nitzschke: „Die Beweislage ist klar. Es ist offensichtlich, dass China gedumpte Solarware in den europäischen Markt exportiert. Hierfür versorgt die chinesische Regierung bereitwillig ihre Unternehmen mit Exportsubventionen und Milliardenkrediten.“ China habe keinen natürlichen Kostenvorteil gegenüber der EU, der Lohnkostenanteil bei den europäischen Herstellern läge gerade einmal bei rund 10% der Produktionskosten. China hingegen müsse zusätzlich Rohstoffe und Anlagen importieren, um Solarzellen und -module zu produzieren.
Die US-Regierung hat Anfang des Jahres 12 Kategorien festgelegt, in denen illegale chinesische Subventionen für Solarproduzenten geflossen sind. Das US-Energieministerium schätzt, dass die chinesische Regierung ihre Solarhersteller mit über EUR 25 Milliarden an Subventionen, zinsgünstigen Darlehen und subventionierter Energie unterstützt. Mit der Einführung von vorläufigen Dumpingzöllen von 30 bis 250 Prozent hat die US-Regierung die unfairen Handelspraktiken Chinas bestätigt.
Sollte die EU dem amerikanischen Beispiel folgen und Antidumpingzölle gegen China verhängen, werde dies aus Sicht der in ProSun zusammengeschlossenen Unternehmen nicht zu Lasten der europäischen Verbraucher gehen. Aufgrund von technischem Fortschritt und Kostensenkungen würden die Preise für Solarstrommodule weiter sinken. Eine aktuelle Studie von AT Kearney habe gezeigt, dass die Preise für Solarstromanlagen um 50% in der gesamten EU bis zum Jahr 2020 sinken können. In den letzten 20 Jahren fiel der Preis für Solarmodule jedes Mal um mehr als 20%, wenn das Volumen der Solarmodule verdoppelt wurde. Da die Preise für Solaranlagen weiter und nachhaltig sinken werden, erwartet EU ProSun, dass sich die Nachfrage und die Zahl der Arbeitsplätze beispielsweise im Installationshandwerk weiter erhöhen.
Nitzschke erläutert abschliessend: „Die europäische Industrie will eben nicht die Preise erhöhen, sondern lediglich Dumping und die ruinöse Abwärtsspirale stoppen. Wenn die EU schnell handelt, haben wir eine Chance, die nachhaltige Solarproduktion in Europa mit Arbeitsplätzen, Wachstum und Innovation zu bewahren sowie unsere Umwelt zu retten.“
In Peking hatten zuvor, nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters, mehrere Unternehmen die chinesische Regierung zum Handeln aufgefordert. In einem gemeinsamen Statement fordern Yingli Green Energy Holdings Co., Suntech Power Holdings Co., Trina Solar Ltd. und Canadian Solar Inc., China solle auf dem schnellsten Weg einen Dialog auf höchster Ebene anstreben, um die Situation zu entschärfen. Der europäische Photovoltaikverband EPIA rief zu einer raschen Lösung in dem Handelsstreit au – das sei in der aktuellen Phase der Konsolidierung in der Branche besonders wichtig.
->Quellen: EU ProSun, Reuters, EPIA, PHOTON, Solarworld