VDB: „Leopoldina-Studie verkennt Vorteile von Biokraftstoffen und bestehende Nachhaltigkeitsregeln“
Franz Alt und Hans-Josef Fell ebenfalls kritisch
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie kritisiert die jüngst veröffentlichte Studie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina zur Bioenergie. In der Studie verkennen die Autoren wesentliche Vorteile der Nutzung von Biokraftstoffen, so der VDB. Denn im Verkehrsbereich gebe es außer Biodiesel und Bioethanol derzeit keine andere einsatzfähige Alternative zu fossilen Kraftstoffen. Auch die von der Leopoldina empfohlene Solar- und Windenergie spiele für den Straßenverkehr keine Rolle, weil von den rund 51 Millionen Fahrzeugen in Deutschland nur etwa 4.600 einen elektrischen Antrieb hätten.
„Biodiesel und Bioethanol unterliegen in ihrem gesamten Herstellungsprozess strengen Nachhaltigkeitskriterien. Die im gesamten Produktionsprozess der Biokraftstoffe auftretenden Treibhausgasemissionen müssen mindestens 35 Prozent niedriger sein als die Treibhausgasemissionen von fossilen Kraftstoffen.“ Von der Biokraftstoffproduktion ausgeschlossen sei Biomasse dann, wenn sie von besonders schützenswerten Flächen komme wie ehemaligen Regenwäldern oder Torfmooren.
VDB-Geschäftsführer Baumann wörtlich: „Die Leopoldina empfiehlt letztlich, weiter auf fossiles Erdöl im Verkehr zu setzen – ein Unding angesichts der massiven Schäden und Risiken für Umwelt und Klima. Die problematische Erdölförderung in der Tiefsee oder in der Arktis und die Abholzung zur Ölsandgewinnung sollten auch der Leopoldina bekannt sein. Die Verfasser der Studie übersehen Realitäten in den Möglichkeiten von Elektromobilität und haben sich offenbar nicht ausreichend mit der europäischen Gesetzgebung zur Nachhaltigkeit auseinandergesetzt“.
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Franz Alt: Keine Energiewende ohne Bioenergie
Auf seiner Webseite „Sonnenseite“ kritisiert Franz Alt die Leopoldina: Große Zeitungen wie Die Zeit oder die Süddeutsche Zeitung hätten den Bericht nahezu kritiklos übernommen und Biomasse als künftige Energiequelle in Frage gestellt. Dabei zeige sich „selbst für Laien“, dass die Studie selbst und die Berichterstattung darüber an einigen Stellen „schlicht unwissenschaftlich, im Ergebnis irreführend oder zumindest einseitig“ sei. Alt wörtlich:
„Dafür drei Beispiele:
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- Die Autoren machen auf die Grenzen der Bioenergie aufmerksam und schreiben sogar, dass Biomasse als Energiequelle ‚keine wirkliche Option für Länder wie Deutschland‘ sei. Kurz vor Veröffentlichung dieser Studie hat jedoch die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner darauf hingewiesen, dass wir in Deutschland nahezu die Hälfte aller Lebensmittel wegwerfen. Aber für den Lebensmittelanbau wird das Gros der landwirtschaftlichen Fläche genutzt. Auf nur 10% der Fläche wird Bioenergie angebaut. Zu Recht weist die Studie darauf hin: ‚Die Einsparung von Energie und die Verbesserung der Energieeffizienz sollten Vorrang haben‘. Aber die Autoren verschweigen, dass dieses Gebot genau so bei Lebensmitteln gelten sollte. Ein achtsamerer Umgang mit Lebensmitteln lässt uns viel Platz für Bioenergie. Doch dazu kein Wort in der Studie. Der Hinweis, dass auch Energie ein Lebensmittel ist, fehlt natürlich komplett.
- Im Kapitel Biomasse und menschliche Ernährung stellen die Autoren fest, dass die Deutschen etwa ein Drittel ihrer Nahrungsmittel in Form von tierischen Produkten zu sich nehmen. Aber es fehlt der Hinweis, dass hoher Fleischkonsum viel Ackerfläche braucht. Wenn die Deutschen nur halb so viel Fleisch essen würden, wären sie nicht nur gesünder, sondern hätten auch Millionen Hektar Flächen für Bioenergie übrig.
- Die Autoren verschweigen auch, dass Biomasse das Multitalent der künftigen Energieversorgung ist. Sie ist speicherbar, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht und sie ist vielseitig einsetzbar: als Strom, als Wärme und als Fahrzeugsprit. Ohne einen wesentlichen Anteil an Bioenergie wird und kann es keine Energiewende geben.“
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Hans-Josef Fell betont Klimaschutz durch Bioenergien
Der Grüne Bundestagsabgeordnete Hans-Josef Fell widersprach den Ergebnissen der Wissenschaftler. Die Gewinnung von Bioenergie könne durchaus eine klimaschützende Wirkung haben, solange ökologische Anbaumethoden angewandt werden, sagte Fell. „Die von der Leopoldina beklagte Fehlentwicklung bei Bioenergien ist im Kern die Fehlentwicklung der intensive Landwirtschaft, vor allem in der Nahrungs- und Futtermittelerzeugung, aber eben auch bei den Bioenergien.“
Doch mit ökologischen Anbaumethoden könnten Energiepflanzen genauso wie die Nutzung von Überschussbiomassen aus Naturschutzgebieten oder Mooren einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung leisten und teilweise sogar über Humusaufbau als Kohlenstoffsenke wirken. So werde die klimaschützende Wirkung von Bioenergien sogar erheblich vergrößert. „Nachhaltig angebaute Bioenergie kann anders als Erdöl ökologisch erzeugt werden und dies teilweise auch in Deutschland, ohne Nahrungsmittelkonkurrenz. Natürlich müssen die Flächenrestriktionen beachtet werden. Daher sollte der Ausbau von Wind-, Solarenergie und Erdwärme, genauso wie Effizienzmaßnahmen, wie die energetische Altbausanierung im Mittelpunkt der Energiewende stehen. Effiziente Wärmepumpen können genauso wie die Kraftwärmkopplung mit Biogas und Biokohle auch den Ökostrom in den Wärmesektor bringen.“
Das heiße aber auch die nachhaltig erschließbaren Potentiale der Bioenergie in Deutschland und im internationalen Handel zu erschließen und nicht pauschal zu kritisieren, wie es die Veröffentlichung der Leopoldina tue. Für das Gelingen der Energiewende und einem Mix aus 100 Prozent Erneuerbare Energien werde auch die nachhaltige Bioenergie eine wichtige Rolle spielen. Fell: „Dass die Leopoldina mit solchen Berichten in die Öffentlichkeit geht, spricht nicht für deren ausgewogene wissenschaftliche Analyse. Gerade die Leopoldina hat sich in der Vergangenheit für Gentechnik in der Landwirtschaft eingesetzt und hat so die von ihr zu Recht beklagten Auswüchse der Intensivlandwirtschaft selbst befördert.“
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