„Desaster für den Klimaschutz“ contra „unverzichtbar für Ausgleich der volatilen Erneuerbaren“
Während das größte Braunkohlekraftwerk der Welt von RWE in Betrieb genommen wird, warnen Umweltschützer vor einem Desaster für den Klimaschutz. Das RWE-Werk trägt den Namen BoA 2&3, ist wegen seines hohen C02-Ausstoßes umstritten, und hat eine Leistung von 2200 Megawatt – ausreichend für etwa 3,4 Millionen Haushalte. Gaskraftwerke wären zwar besser zum Netzausgleich und für den Klimaschutz, haben aber kaum Chancen, denn die Politik hat ihren Neubau benachteiligt.
SPIEGEL-Online stellt die Argumente einander gegenüber:
Die Argumentation der Umweltschützer
Umweltschützer bezeichnen die Inbetriebnahme als Desaster für den Klimaschutz. Sie protestierten vor Ort dagegen. Braunkohle ist der klimaschädlichste Energieträger. Deswegen sind die neuen Blöcke in Neurath ein Desaster für den Klimaschutz und ein Rückschlag für die Energiewende
, sagt Gerald Neubauer, Kohleexperte bei Greenpeace.Allein diese beiden Blöcke werden 17 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr ausstoßen. Damit zählt Neurath zu den größten CO2-Schleudern Europas.
Der Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Nordrhein-Westfalen bezeichnete das Kraftwerk als einen „Dinosaurier des Kohlezeitalters, es Klimakiller-Kraftwerk wird fortan jährlich etwa 16 Millionen Tonnen Kohlendioxid in die Atmospäre blasen. Es wird eine schwere Hypothek auf dem Weg zum Erreichen der Klimaschutzziele. Die Braunkohle soll über Jahrzehnte vor allem aus dem Tagebau Garzweiler II angeliefert werden – mit katastrophalen Folgen für Mensch, Natur und Umwelt“. Neurath passe nicht zur Energiewende.
Die Argumentation der Versorger
RWE-Chef Peter Terium dagegen nannte das Kraftwerk eine unverzichtbare Ergänzung zu den erneuerbaren Energien. Solar- und Windenergie hätten immer Vorfahrt auf der Stromautobahn. Doch brauche Ökostrom noch mehrere Jahrzehnte konventionelle Kraftwerke als Notreserve im Hintergrund. Er kündigte an, die Pläne für ein weiteres Braunkohlekraftwerk voranzutreiben.
Der Konzern verweist darauf, dass das neue Kraftwerk pro Jahr bei gleicher Stromproduktion sechs Millionen Tonnen weniger CO2 emittieren werde als stillgelegte Altanlagen. Außerdem sei das Kraftwerk dank seiner hohen Flexibilität gut für das Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien geeignet. Es könne seine Leistung innerhalb von nur 15 Minuten um mehr als 1000 Megawatt verändern und so Schwankungen bei Solaranlagen oder Windstrom ausgleichen.
Wer Recht hat, ist schwer zu entscheiden – nämlich zunächst beide Seiten: Für die Grundlastfähigkeit der Erneuerbaren fehlen Speichermöglichkeiten und Übertragungsleitungen – Braunkohle wird die CO2-Bilanz verschlechtern und die Klimakatastrophe befördern (laut IEA schließt sich 2017 die Tür zur 2-Grad-Grenze endgültig).
->Quelle und mehr: Spiegel-Online – Greenpeace – BUND – RWE