Haushalte zahlen Milliarden Euro zu viel für Strom
Der Einkaufspreis für Strom sinkt, doch die Konzerne lassen ihre Endkunden steigende Preise zahlen. Dabei könnten die zusammen gerechnet um Milliarden entlastet werden, hat ein Gutachten im Auftrag der grünen Bundestagsfraktion errechnet. Seit 2008 habe sich der Beschaffungspreis für Strom an der Börse annähernd halbiert. Ein Grund dafür: Immer mehr Ökostrom werde an der Börse gehandelt und senke zwar dort die Preise. Doch dieser Preisvorteil komme bei den privaten Verbrauchern nicht an, im Jahr 2012 werden ihnen Preisnachlässe im Gesamtvolumen von 3 Mrd. Euro vorenthalten.
2011 seien die Preise im Stromeinkauf an der Börse so um 10 bis 20 Prozent gesunken, die für Verbraucher dagegen gestiegen. „Aktuell müsste der Strompreis zwei Cent die Kilowattstunde niedriger liegen, wenn die Versorger die gesunkenen Einkaufspreise der Vergangenheit entsprechend weitergereicht hätten“, heißt es in der Expertise des Kölner Energieexperten Gunnar Harms. Die Verbraucher zahlten so in diesem Jahr etwa drei Milliarden Euro zu viel.
Der Atomausstieg habe die Preise nicht, wie befürchtet, steigen lassen, heißt es in dem Papier. Im Gegenteil: „In den letzten fünf Jahren zeigt sich, dass gestiegene Einkaufspreise stets unverzüglich weitergegeben wurden, Preissenkungen hingegen nicht, zumindest nicht an das Kundensegment der Haushaltskunden“, schrieb Harms. Seiner Rechnung liegt ein privater Jahresverbrauch in Deutschland von 140 Milliarden Kilowattstunden zugrunde. Die Berechnung zeigt, dass private Stromverbraucher offenbar von den Konzernen ausgenutzt werden, um höhere Gewinne zu realisieren.
Das müssten sich die Stromkunden nicht bieten lassen. Es stehe jedem Haushalt frei, von wem er seinen Strom beziehen möchte. Um unnötig hohen Strompreise zu entgehen, empfehle sich für Verbraucher ein Wechsel des Stromversorgers. Während die Industrie im laufenden Jahr rund drei Prozent weniger für ihren Strom bezahlen müsse als im letzten Jahr, steige der Preis für Verbraucher weiter. Seit 2008 sei der Tarifkundenpreis für Strom um 20 Prozent gestiegen. Dafür trage die Bundesregierung eine Mitschuld. Denn sie lade die Kosten der Energiewende bei den Verbrauchern ab, während sie die Unternehmen breit entlaste.
->Quelle: Gründe-BT-Fraktion