Technische Herausforderungen als Ausgangspunkt
Nur wenn „technische und ökonomisch-regulatorische Systemelemente konsistent aufeinander bezogen“ seien, könnten Klimaverträglichkeit, Systemstabilität und Versorgungssicherheit kosteneffizient und damit „letztlich demokratisch legitimierbar“ sichergestellt werden.
Aktuell prägen fünf Kriterien die energiewirtschaftliche Weltsicht:
- hauptsächlich zentrale Stromversorgung (dezentralen Erzeuger eher peripher)
- kleinere Kunden kaum am Markt teilnehmen
- Stromfluss „von oben nach unten“ (von den Einspeisern in die Übertragungsnetze, dann in die Verteilnetze)
- Regulierung der Monopole der Verteilnetzbetreiber über Kostendruck (ansonsten Möglichkeit, jede Art von Erzeugung und Verbrauch in jeder Menge auzufnehmen)
- ingefährdete Garantie hoher Systemstabilität
„Die Energiewende stellt jedes einzelne dieser fünf prägenden Merkmale des bisherigen Systems radikal infrage. Jedoch wird bisher versucht, die notwendigen Systemänderungen im technischen wie im ökonomisch-regulatorischen Bereich durch einzelne ‚Anbauten im alten Gebäude‘ zu bewerkstelligen. Dies führt dazu, dass diese Änderungen nicht ausreichend miteinander abgestimmt sind. Mit anderen Worten: Die Kombination eines forcierten Kapazitätsaufbaus von Windkraft und Photovoltaik (PV) mit einem großen Netzausbau schafft noch keine in sich stimmige Systemarchitektur. An dieser ‚Komplexitätsfalle‘ könnte die Energiewende scheitern.“
Quote gegen EEG: 7 statt 59 Milliarden (RWI)
Aus einer Studie des RWI „Marktwirtschaftliche-Energiewende„: „Würde der künftige Ausbau der erneuerbaren Energien ab dem kommenden Jahr 2013 mit Hilfe eines nationalen Quotensystems gefördert, anstatt durch das EEG, könnte der Ausbau nach den in dieser Studie angestellten Berechnungen wesentlich kostengünstiger erfolgen: Würde sich beispielsweise ein Preis für grüne Zertifikate einstellen, der künftig allein den Zubau der Windkraft an Land forcierte, so fielen bis zum Jahr 2020 lediglich rund 6,8 Mrd. Euro (in heutigen Preisen) an Zahlungsverpflichtungen für die Verbraucher an, anstatt der hier berechneten knapp 58,8 Mrd. Euro (in heutigen Preisen) bei einer unveränderten Beibehaltung des EEG bis zum Jahr 2020. Die mögliche Ersparnis von 52 Mrd. € sollte allein Grund genug sein, das EEG schnellstmöglich durch ein stärker marktbasiertes System wie die Quotenlösung zu ersetzen.“
Aber: Am 28.06.2012 einigte sich der Vermittlungsausschuss zwischen Bundesrat und Bundestag darauf, für die EEG-Förderung einen Deckel einzuführen. Wenn 52 Gigawatt PV in Deutschland am Netz sind, wird die Förderung eingestellt: „Es wird ein Gesamtausbauziel für die geförderte Photovoltaik in Deutschland in Höhe von 52 GW verankert. Im Gegenzug bleibt der jährliche Ausbaukorridor in der Höhe von 2.500 – 3.500 MW bestehen und wird nicht abgesenkt. Bisher wurden in Deutschland Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von rund 27 GW errichtet. Die Photovoltaik wird so an den Markt herangeführt. Ist das Gesamtausbauziel erreicht, erhalten neue Anlagen keine Vergütung mehr.“ (BMU-Erklärung)
acatech: Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ist nach eigener Aussaged „die erste nationale Wissenschaftsakademie Deutschlands. acatech vertritt die Technikwissenschaften im In- und Ausland; die Akademie berät Politik und Gesellschaft in technikbezogenen Zukunftsfragen. Das Ziel: nachhaltiges Wachstum durch Innovation.“
->Quelle: acatech POSITION Energiewende