Europäischer AKW-Stresstest belegt: Betreiber nehmen Sicherheit nicht ernst
Der sogenannte Stresstest der europäischen Atomkraftwerke, die Überprüfung durch die EU-Kommission, hat angeblich schwere Mängel und 25 Milliarden Euro nötige Nachrüstungsinvestitionen ergeben. „Hunderte technische Verbesserungsmaßnahmen“ seien heraus gekommen, so Die Welt unter Berufung auf EU-Energiekommissar Günther Oettingers Abschlussbericht. „Praktisch alle Anlagen“, also auch die deutschen, bräuchten verbesserte Sicherheitsvorkerhungen, so der Bericht. Die selbst installierten Erdbeben-Warnsysteme deutscher Atommeiler, aber vor allem die französischen Anlagen stoßen in dem Bericht auf Kritik. 14 EU-Länder verfügen über Atomkraftwerke – im Ganzen 68 Meiler mit 134 Reaktoren.
SPD: AKW-Betreiber vernachlässigen Sicherheit
Der atompolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Marco Bülow nennt den europäischen Stresstest „sehr bedenklich, weil er primär auf Betreiberangaben beruht und eine Reihe von wichtigen Sicherheitsfragen, wie den Schutz gegen Terrorangriffe, überhaupt nicht ausreichend beachtet wurden.“ Wenn der Test viele Lücken aufweise und trotzdem zu dem Ergebnis komme, dass gravierende Sicherheitsdefizite vorlägen, dann sei es um die Sicherheit der Menschen in Europa schlecht bestellt.
Besonders bedenklich stimmt laut Bülow, dass „jeder Betreiber zwar selbstverständlich behauptet, seine AKW seien absolut sicher, aber bestimmte dringende Sicherheitsmaßnahmen, selbst Jahrzehnte nach erfolgter Vereinbarung, noch immer nicht umgesetzt worden sind. Ausgerechnet in unserem Nachbarland Frankreich, dem Land mit den meisten AKW in Europa, ist die Mängelliste lang. Die Betreiber nehmen das Thema Sicherheit offensichtlich nicht ernst genug. Von daher wird es Zeit, endlich genauer hinzusehen und klarere Regeln aufzustellen.“
->Quellen: Die Welt; SPD-Bundestagsfraktion