Bundesnetzagentur: PV-Zubau eingebrochen – und eine Erläuterung

Erläuterung von Eicke Weber (Fraunhofer ISE, Freiburg)

Die globale Lage der Solarenergie, und ganz besonders der Photovoltaik, ist  augenblicklich sehr angespannt. Das Problem ist nicht ein Mangel an Nachfrage, ganz  im Gegenteil: Die neuen, niedrigen Preise für Solarmodule öffnen kontinuierlich neue  Märkte. Mit Modulpreisen in Europa deutlich unter € 1 ,00/Wp, zahlen Kunden  bei uns in Deutschland Systempreise von deutlich unter € 1,50/Wp, selbst für kleine  Dachanlagen, fertig installiert. Daraus ergeben sich Kosten für Solarstrom in Deutschland um 15 Ct/kWh, und in sonnenreichen Ländern deutlich unter  10 Ct/kWh.

Wir erwarten für 2012 wieder einen Weltrekord im Absatz von PV-Modulen und der Installation von PV-Systemen, wahrscheinlich werden wir mehr als  30.000 MW (30 GW) absetzen (2010: 27 GW).   Ein sehr instruktives Beispiel für den zu erwartenden raschen Siegeszug der PV weltweit  bietet Saudi Arabien: Der Spitzenstrombedarf entspricht etwa 40 GW, und das meiste  wird durch die Verfeuerung von Dieselöl gewonnen, das in Raffinerien meist außerhalb  des Landes aus dem eigenen Rohöl gewonnen wird. Die weitgrößte (staatliche)  Ölgesellschaft, Saudi Aramco, ist gesetzlich verpflichtet, das Öl für diesen Zweck zu  einem Preis von $ 4,90/Fass abzugeben.

Aus 2 Fass Öl lässt sich 1 Megawattstunde  Strom gewinnen, d. h. die reinen Kosten des Öls für eine kWh betragen nur ca. 1 $Ct/kWh. Daher genießen die Bürger Saudi-Arabiens einen der weltweit niedrigsten Strompreise (wenige Cent pro Kilowattstunde). Auf der anderen Seite könnten diese beiden Fass Öl  auf dem Weltmarkt für mehr als $ 200 verkauft werden, d. h. der Ölanteil am  Strompreis (dazu kommen noch Kosten der Raffinerie, Transport, Kraftwerk,etc.) liegt bereits über 20 Dollar-Cent/kWh. Saudi Arabien wird also jährliche Profite von mehreren  Mrd. $ realisieren, wenn das Land damit beginnt, zumindest den Stromverbrauch  tagsüber aus PV heutiger Technologie zu ersetzen. (Solarify berichtete: www.solarify.eu)

Nachdem sie zusätzlich noch Speichertechnologien einsetzen, werden sie sogar den ganzen Strombedarf aus  Solarenergie und – soweit vorhanden – Wind decken können, und dies bestimmt auch  tun. Dasselbe Argument gilt für die zahlreichen Inselsysteme, die mit Dieselgeneratoren betrieben werden. Durch das mühsame Heranschaffen des Dieselöls entstehen dort leicht Stromgestehungskosten von  $ 0,50 bis $ 1,00/kWh. Dort lässt sich PV rasch einsetzen, wir benötigen viele GW  an installierter Leistung für diese weltweite Umstellung.  Daher bin ich davon überzeugt, dass wir bis zum Jahr 2020 einen Welt-PV Markt von  über 100 GW/Jahr, und 2025 von 300 GW/Jahr erreichen werden.