Gibt es überschüssige Flächen für Bioenergie? Neue Studie
In der aktuellen Diskussion um Bioenergie wird verschiedentlich vorgeschlagen, überschüssige Landflächen oder Restflächen verstärkt für den Anbau von Energiepflanzen zu nutzen, um dadurch die Landnutzungskonkurrenz mit der Produktion von Nahrungsmitteln abzumildern. Sind solche Vorschläge schlüssig und stehen die dazu entwickelten nationalen und globalen Konzepte auf wissenschaftlich gesicherten Fundamenten? Mit dieser Frage haben sich elf Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen aus Europa und den USA befasst und dazu insgesamt über 170 Studien und Publikationen ausgewertet. Ihre Einschätzung: Zwar gebe es Möglichkeiten für eine effiziente Nutzung solcher Flächen, allerdings dürften dabei ökologische, ökonomische und soziale Gesichtspunkte nicht aus den Augen verloren werden. Die Wissenschaftler führen wichtige Kriterien auf, um die Eignung und das Potenzial entsprechender Flächen bewerten zu können. Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in dem Open-Access-Journal „BioRisk“ veröffentlicht. Damit ist die 46-seitige Studie frei im Internet verfügbar. Dies ist Thema der gemeinsamen Pressemitteilung des Johann Heinrich von Thünen-Institutes (vTI), Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) vom 18. Oktober 2012, die Solarify dokumentiert.
“Teller oder Tank” ist die griffige Formulierung, mit der sich Konflikte um die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen auf den Punkt bringen lassen. Wenn auf Ackerland Energiepflanzen wie Mais, Raps oder auch Hirse angebaut werden, stehen diese Flächen nicht mehr für die Produktion von Lebens- und Futtermitteln zur Verfügung. In dem Maße, wie die Nachfrage nach Bioenergie wächst, verschärft sich dieser Nutzungskonflikt. Davon betroffen sind auch indirekte Landnutzungsänderungen, etwa wenn agrarisch nicht genutzte Flächen unter den Pflug genommen oder Urwälder in Palmölplantagen umgewandelt werden, um dem steigenden Flächenbedarf Rechnung zu tragen. Konzepte zur Lösung dieser Konflikte bringen unter anderem eine räumliche Trennung beider Produktionslinien ins Spiel: Auf etablierten Agrarstandorten sollen weiter Lebens- und Futtermittel produziert werden, während Energiepflanzen auf sogenannten Restflächen angebaut werden sollten. Darunter werden vor allem Flächen verstanden, die derzeit aus sozio-ökonomischen oder politischen Gründen oder aber wegen ungünstiger Standortbedingungen (Klima, Boden) nicht für Ackerbau oder Forstproduktion genutzt werden.