Zum VDE-Kongress 2012 „Smart Grid“ – Studie zur Energieversorgung der Zukunft – Ohne Netz-Automatisierung drohen Einspeise-Stau und Instabilität – VDE-Normungs-Roadmap ebnet Weg
Noch ist das deutsche Stromnetz mit einer durchschnittlichen Ausfallzeit von 16,2 Minuten pro Stromkunden (2011) eines der zuverlässigsten in Europa. Dies zeigt die neueste Ausfallstatistik des Forums Netztechnik / Netzbetrieb im VDE. Doch der schöne Schein trügt. Denn angesichts des schnellen Ausbaus der erneuerbaren Energien und des stockenden Netzausbaus läuft der Systembetrieb zunehmend an der Auslastungsgrenze. So ist die Anzahl der Tage mit Einsenkung der EEG-Leistung über die Jahre 2007 bis 2011 von 0 auf 45 angestiegen und die nicht eingespeiste Energiemenge von 0 auf 45 GWh angewachsen. Die Anzahl der „Eingreif- und Gefährdungs-Tage“ nimmt zu, das Risiko größerer Störungen mit überregionalen Auswirkungen wächst, und bereits Mini-Blackouts können spannungssensitive Industrieprozesse empfindlich stören. Vor diesem Hintergrund gehen die aktuellen Energie-Diskussionen aus VDE-Sicht am Kern des Problems vorbei. Die zentrale Herausforderung lautet: Umbau und Flexibilisierung des gesamten Systemdesigns mit den Elementen Ausbau der Netzinfrastruktur, der Speicher¬kapazitäten und des Kraftwerksparks.
In den Netzen findet die eigentliche Energiewende statt
Eine besondere Rolle spielen dabei intelligentes Lastmanagement zur Synchronisierung von volatiler Erzeugung und Verbrauch und Automatisierung der Verteilnetze. Hier findet die eigentliche Energiewende statt: Über die Verteilnetze, die 98 Prozent des rund 1,7 Millionen (Mio.) km langen Stromnetzes und 99,9 Prozent der rund 45 Mio. Zählpunkte im Strombereich betreffen, werden über 97 Prozent der erneuerbaren Energien eingespeist. Mit 83 GW ist auf dieser Netzebene bereits mehr Leistung angeschlossen als an den Übertragungsnetzen. Der Systemumbau wird nur gelingen, wenn jetzt die erforderlichen politischen und regulativen Rahmen¬bedingungen geschaffen werden. Dazu empfiehlt der VDE in seinem Eckpunkte-Papier „Energiehorizonte 2020“ ein integriertes Systemdesign, das von technischen und normativen Aspekten bis zur Neudefinition von Verantwortlichkeiten, Marktregeln und Anreizsystemen reicht.