Spanien als Sand im Desertec-Getriebe

RWE plant zweimal 100 MW

RWE Innogy plant parellel den Bau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit jeweils 100 Megawatt. Die Kosten für die RWE-Projekte werden derzeit auf 130 bis 150 Millionen Euro geschätzt, sagte Hans Bünting, Vorstandschef von RWE Innogy. Derzeit werde noch nach Kooperationspartnern gesucht, die sich an dem Konsortium beteiligten. Ein Teil der Finanzierung solle über Banken erfolgen, sagte Bünting weiter. Für die Photovoltaik- und Windprojekte werde derzeit noch nach einem geeigneten Standort gesucht. Dabei sollen bei der Realisierung auch lokale Partner eingebunden werden. Nach der Fertigstellung der Anlagen soll ein Teil des Stroms dann nach Spanien exportiert werden. Wann dies genau sein wird, blieb zunächst noch unklar. Bünting rechnet aber mit einer kurzen Bauzeit, denn im ersten Schritt sollten eine PV-Anlage und ein Windpark mit jeweils 50 Megawatt entstehen

Mustapha Bakkoury, Chef der marokkanischen Agentur für Solarenergie (MASEN), stellte einen neu erarbeiteten Solarplan seines Landes vor und mahnte zur Geduld: „Der Energie-Export ist für uns ein strategisch wichtiges Thema. Man sollte sich lieber ein bisschen Zeit nehmen, damit in allen Bereichen Einigkeit besteht, als sich damit zu beeilen.“ Insgesamt sei die Realisierung von 500 MW Solarleistung geplant, sowohl durch solarthermische Kraftwerke als auch Photovoltaik-Anlagen. Projekte mit 160 Megawatt seien bereits in der Vorbereitung. Teile des erzeugten Solarstroms sollen dann nach Europa exportiert werden. Für Marokko spiele CSP eine große Rolle, da hierbei mit großen Kostensenkungspotenzialen gerechnet werde, so der Agenturchef weiter

Neben Marokko sind von zentraler Bedeutung für das Wüstenstromprojekt auch Algerien und Tunesien. Wind- und Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von 2,5 Gigawatt sollen in den kommenden Jahren in diesen Ländern realisiert werden, sagte Paul von Son. Ein Teil der Projekte solle dabei mit vor Ort produziertem Equipment ausgestattet werden.

Begründung für Siemens-Ausstieg wunderte manche

Zum Ausstieg von Siemens aus der Dii hieß es auf der Konferenz, der Münchner Konzern habe dies mit seinem geplanten Rückzug aus dem Photovoltaik- und Solarthermiegeschäft begründet. Viele wunderte das – allgemein wurde der Schritt für falsch erachtet. Derzeit engagieren sich 57 Partner aus 16 Ländern bei der 2009 gegründeten Industrieinitiative Dii. Deren Ziel ist es, bis 2050 einen Markt für erneuerbare Energien in den Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Osten im industriellen Maßstab zu schaffen. Ein Teil des dann dort produzierten Wind- und Solarstroms soll dann in die EU transportiert werden.

Dii-Chef van Son optimistisch

Dii-Geschäftsführer Paul van Son zeigte sich trotz der Verzögerung und des Siemens-Ausstiegs optimistisch – man habe schon viel erreicht: „In allen Ländern in Nordafrika und dem mittleren Osten – ohne Ausnahme – ist das Phänomen Strom aus der Wüste mittlerweile Bestandteil des nationalen Energieplans. Innerhalb von drei Jahren haben wir das geschafft.“ Es gebe keine Verlierer, die Materie sei halt neu und schwierig: „Es wäre das erste Abkommen zwischen Regierungen in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika, das den physischen Transport von Strom aus erneuerbaren Energien über Landesgrenzen hinweg regeln würde.“ Van Son hält an der Vision fest. Von den Arabern, so sagte er in Berlin, habe er ein gutes Sprichwort gelernt: „Geduld und Humor sind zwei Kamele, die dich durch die Wüste bringen.“
->Quelle: www.photovoltaik.eu (Sandra Enckhardt) und ho (auch © Fotos)