Multitalent Hanf – Bioraffinerie-Konzept
Hanf gilt als idealer Rohstofflieferant für Öl, Baumaterialien und Biokraftstoffe. Die Entwicklung und Umsetzung eines Bioraffineriekonzeptes auf Basis von Hanf ist das Ziel eines eben unter Mitwirkung des Leibniz-Instituts für Agrartechnik Potsdam-Bornim e.V. (ATB) gestarteten Forschungsverbunds. Das von der EU geförderte Vorhaben vereint 21 europäische Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft.
Hanf ist eine ertragreiche Kulturpflanze, die traditionell für die Gewinnung von Fasern, Samen und psychoaktiven Substanzen angebaut wurde und heute als idealer Rohstofflieferant für innovative biobasierte Werkstoffe gilt. Im letzten Jahrhundert wurde Hanf jedoch fast vollständig von Baumwolle und Synthetikfasern verdrängt. Dies erklärt, warum Hanf – im Gegensatz zu vielen anderen Kulturpflanzen – in den letzten 50 Jahren züchterisch nicht weiterentwickelt worden ist. Der schlechte ökologische Fußabdruck der Baumwolle bzw. anderer fossil basierter Fasern macht Hanf aber heute wieder attraktiv: die Pflanzen benötigen weniger Wasser und Agrochemikalien und liefern u. a. Fasern und Öl von höchster Qualität.
Im Rahmen des EU-Forschungsverbundes MultiHemp sollen u. a. neueste molekulargenetische Methoden zum Einsatz kommen, um gezielt und schnell die Produktivität der Hanferzeugung und die Rohstoffqualität zu verbessern. Die züchterischen Arbeiten werden verknüpft mit der Entwicklung neuer Verfahren für Anbau, Ernte und Verarbeitung mit dem Ziel, auf Basis verbesserter Sorten nachhaltige Produkte erzeugen zu können. Die Erprobung erfolgt in Feldversuchen und durch Scale-up. Um wirtschaftliche Rentabilität und Nachhaltigkeit zu gewährleisten, werden alle neuen Verfahren hinsichtlich ihrer ökonomischen und ökologischen Effekte bewertet. Von der Molekulargenetik bis zum Test des Endprodukts – in MultiHemp arbeiten führende Forschergruppen mit starken Industriepartnern zusammen.