Bundesbehörden raten zum Anbieterwechsel
Annähernd vierzig Prozent der deutschen Haushalte bezahlen unnötig hohe Strompreise. Denn sie haben immer noch die teuren Tarife ihrer ursprünglichen regionalen Versorger, nämlich die sogenannte klassische Grundversorgung. Zu diesem Befund kommt der erste gemeinsame Monitoringbericht 2012 von Bundesnetzagentur und Bundeskartellamt. Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, nennt das „die teuerste Versorgungsart“. Oft reiche schon ein Tarifwechsel beim gleichen Anbieter, um günstigere Bedingungen zu bekommen. Mehr noch lasse sich allerdings sparen, wenn man den Anbieter wechsle.
Homann appellierte an die Stromkunden, angesichts der angekündigten Strompreiserhöhungen zum Jahresende einen Wechsel ihres Versorgers zu prüfen. Auch der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, forderte die Verbraucher auf, die Wechselmöglichkeiten stärker in Betracht zu ziehen, „einerseits um Geld zu sparen, andererseits aber auch, um den Wettbewerbsdruck auf die Versorger zu erhöhen“.
Deutsche Stromnetze leiden unter schwerwiegenden Schwächen
Die Netzbetreiber hätten wegen Störung oder Gefährdung von „Sicherheit und Zuverlässigkeit“ häufiger als bisher in den Betrieb eingreifen müssen – berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf den Bericht. Die Zahl der angespannten Netzsituationen sei „insgesamt stark angestiegen“, zudem seien „insgesamt auch mehr Gebiete“ betroffen gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich die „Menge an Ausfallarbeit auf den verschiedenen Netzebenen mehr als verdreifacht“, so Netzagentur-Präsident Homann in der Vorab-Pressemitteilung.
Laut Handelsblatt summierten sich die brenzligen Situationen allein auf einem Leitungsabschnitt zwischen dem niedersächsischen Sottrum und dem hessischen Borken im vergangenen Jahr auf 319 Stunden. Dies sei ein Anstieg um 1242 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Obwohl der Ausbau der Stromnetze eines der dringlichsten Probleme der Energiewende ist, stockt er: Von rund 1800 Kilometern, die bereits im Energieleitungsgesetz von 2009 als vordringlich eingestuft wurden, sind erst 214 Kilometer realisiert.