Greenpeace stellt Studie zu Atomstromimporten vor
Nach der Abschaltung von acht Atomkraftwerken im März 2011 sind die Importe von Atomstrom in Deutschland nicht angestiegen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace. Die Studie widerlege damit die oft vorgebrachte Behauptung, der Atomausstieg in Deutschland würde durch mehr Atomkraftimporte konterkariert. „Keiner kann mehr mit der falschen Behauptung Stimmung machen, ausländische Atomenergie habe die deutsche ersetzt“, sagte Niklas Schinerl, Energieexperte von Greenpeace.
Die Zahlen belegten: Der Stromaustausch mit Tschechien – einem Land mit erheblichem Atomkraftanteil habe sich kaum verändert. Zwar sei aus Frankreich im Jahr 2011 etwas mehr Strom nach Deutschland geflossen, allerdings in einem Umfang von nur einem Prozent der deutschen Stromerzeugung, und ohne dass die Produktion der französischen Atomkraftwerke angestiegen wäre. Der größte Teil der Importe aus Frankreich sei in Nachbarländer wie die Schweiz weitergeleitet worde. Schon im Jahr 2012 habe Frankreich weniger Strom nach Deutschland geliefert als vor dem Atomausstieg.
Deutschland hat Kapazitäten, um Energiebedarf zu decken
Entscheidender Treiber für Importe und Exporte sei der aktuelle Preis an der Strombörse, nicht etwa ein angeblich drohender Versorgungsengpass. „Ausschlaggebend ist die Kostenoptimierung des Kraftwerkeinsatzes am europäischen Strommarkt. Die Kraftwerke mit den niedrigsten Produktionskosten kommen zuerst zum Zuge“, sagte Charlotte Loreck, Autorin der Studie und Energieexpertin am Öko-Institut. „An diesem Mechanismus hat auch die Stilllegung von acht AKW nichts geändert.“
Deutschland habe die Kapazitäten, den eigenen Energiebedarf zu decken und darüber hinaus Strom ins Ausland zu liefern. Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) habe Deutschland im Jahr 2012 so viel Strom wie nie zuvor exportiert. „Der internationale Handel mit Strom ist in letzter Zeit zu Unrecht in Verruf gekommen. Denn Importe und Exporte sorgen für zusätzliche Flexibilität – ein großer Vorteil beim Ausbau der Erneuerbaren Energien“, sagte Schinerl.
Deutschland exportiert auch im Sommer Strom
Traditionell habe Deutschland vor dem Atomausstieg im Sommer mehr Strom importiert als exportiert. Doch im Jahr 2012 habe Deutschland – erstmals seit zehn Jahren – auch im Sommer Strom exportiert. Grund dafür sei auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien und insbesondere der Photovoltaik: Deutschland habe im Sommer 2012 den meisten Strom in den frühen Nachmittagsstunden ins Ausland geliefert.
Ursache des Stromüberschusses seien die deutschen Kohlekraftwerke, die sich eher schwerfällig auf den kurzfristigen Energiebedarf einstellen könnten und aus betriebswirtschaftlichen Gründen weiterlaufen würden. Billige CO2-Zertifikate begünstigten den klimaschädlichen Kohlestrom.
„Die EU muss über den EU-Emissionshandel den CO2-Preis anheben; die Bundesregierung muss den Kohleausstieg per Gesetz verordnen. Dann werden flexible Gaskraftwerke die Kohleblöcke ersetzen – und Gas bildet die Brücke zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien“, sagte Schinerl.
->Quelle: www.oeko.de