Die Energiewende wird nur mit einer Kurskorrektur der Energieforschung erfolgreich sein
von Matthias Ruchser, DIE
Was vor dem 11.03.2011 noch undenkbar erschien, ist nach dem Super-GAU von Fukushima möglich geworden: die kurzfristige Abschaltung der acht ältesten deutschen Kernkraftwerke. Die Bundesregierung hatte zwar erst im September 2010 die Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke als Teil eines Energiekonzeptes, das bis 2050 Bestand haben sollte, durch den Bundestag und – trotz verfassungsrechtlicher Bedenken – durch den Bundesrat gebracht. Doch angesichts der Ereignisse in Fukushima beschloss das Bundeskabinett am 06.06.2011 die Energie(kehrt)wende. Mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages vom 30.06.2011 ist der deutsche Atomausstieg endgültig besiegelt; die letzten Kernkraftwerke werden 2022 vom Netz gehen.
Bundesregierung schlecht auf Energiewende vorbereitet
Durch ihre verfehlte Energiepolitik der letzten Jahre ist die Bundesregierung von Kanzlerin Merkel jedoch schlecht auf die Energiewende vorbereitet. Denn bis zur Reaktorkatastrophe von Fukushima war die Energiepolitik vor allem auf Kernenergie ausgerichtet, was sich nicht nur in der Laufzeitverlängerung manifestierte, sondern im massiven Aufwuchs an Forschungsgeldern für die Kernenergie- und Kernfusionsforschung – der bis heute Bestand hat.
Nach ihrem Amtsantritt hat die Bundesregierung 2009 die Gewichtung des Energieforschungshaushalts stark verändert. Die Forschungsgelder für Kernenergie und Kernfusion wurden großzügig aufgestockt. Betrugen die Aufwendungen für nukleare Energieforschung 2008 bereits 186 Millionen Euro, so erhöhte die Bundesregierung den Etat bis zum Jahr 2012 auf 268,7 Millionen Euro. Hinzu kamen im selben Jahr die Mittel für die Beseitigung kerntechnischer Anlagen in Höhe von 245,3 Millionen Euro sowie institutionelle und projektbezogene Forschungsgelder in Millionenhöhe. Alleine das Max-Planck-Institut für Plasmaphysik in Garching erhielt 2010 88,2 Millionen Euro institutionelle Förderung vom Bund.
Die Aufwendungen für die Fusionsforschung stiegen von 119,4 Millionen 2008 auf 160,3 Millionen im Jahr 2012 (alle Zahlen stammen aus dem Bundesbericht Forschung und Innovation 2010 beziehungsweise 2012). Doch auch diese Beträge reichen nicht aus, um substantielle Fortschritte in der Fusionsforschung zu erzielen. Zusätzlich beteiligt sich Deutschland am ITER-Projekt, dem Bau eines Versuchs-Fusionsreaktors in Frankreich, dessen Kosten sich noch vor Baubeginn auf geschätzte 15 bis 17 Milliarden Euro mehr als verdreifacht haben.