Schellnhuber brieft Sicherheitsrat

Klimawandel könnte gesellschaftliche Kipp-Dynamiken auslösen

Wenn die internationale Staatengemeinschaft es zulässt, dass die globale Mitteltemperatur deutlich über die von dieser Gemeinschaft vereinbarte Zwei-Grad-Grenze hinausgeht, könnten wichtige Kipp-Punkte in Natur und Umwelt überschritten werden. „Das Erdsystem reagiert nicht linear auf den Ausstoß von Treibhausgasen – Elemente wie der Regenwald des Amazonas könnten recht drastisch ihren Zustand ändern, wenn bestimmte Schwellenwerte der Erwärmung überschritten werden“, erklärt Schellnhuber.

„Dies könnte wiederum Kipp-Prozesse in den internationalen Beziehungen auslösen, die in der Krise zunächst etwas mehr Kooperation zeigen, bei einer Zuspitzung dann aber im scharfen Wettbewerb um natürliche Ressourcen stehen, etwa um Nahrungsmittel“, so Schellnhuber. „Allerdings ist auch eine andere Form gesellschaftlicher Kipp-Dynamik vorstellbar – mit Staaten und Völkern, die sich der bevorstehenden Gefahren bewusst werden, und die große Transformation zur Nachhaltigkeit beginnen.“ Ein kleines Beispiel hierfür könnte die deutsche Energiewende sein.