Emissionshandel schafft zu wenig Anreize zur CO2-Vermeidung
Jeder Europäer verursacht pro Jahr durchschnittlich sieben Tonnen des klimaschädlichen Kohlendioxids. „Schon diese Menge ist nicht nachhaltig“, sagt Bichsel. Noch inakzeptabler aber sei die Lage in Deutschland: „Der Pro-Kopf-Ausstoß beträgt hier 9,3 Tonnen CO2 – trotz der großen Anstrengungen auf dem Gebiet der regenerativen Energien.“
Eigentlich sollte der europaweite Handel mit CO2-Emissions-Zertifikaten Anreize zur Verminderung schaffen. „Doch das marktwirtschaftliche Instrument zur Lenkung von Investitionen in CO2-ärmere Technologien funktioniert derzeit nicht“, so Technologie-Experte Bichsel. Die Wirtschaftskrise in weiten Teilen Europas hat die Nachfrage nach Zertifikaten sinken lassen. Seine Empfehlung an die EU-Politik, die von Deutschland unterstützt werden müsse: „Überschüssige Emissions-Zertifikate aus dem Markt nehmen!“.
Bundesumweltminister Peter Altmaier erklärte, dass der Gas-Boom in den USA dort Kohle als Energieträger verdränge und die Preise für den fossilen Brennstoff auch auf den europäischen Märkten drücke. „Derzeit stehen Gaskraftwerke still, weil billige, abgeschriebene Kohlekraftwerke ins Netz drängen. Das müssen wir ändern“, sagte Altmaier und machte deutlich, dass die effiziente Nutzung etwa von Braunkohle auch künftig Teil der Energieversorgung in Deutschland bleiben solle.
Schiefergas keine Option
Keine Chance gibt Altmaier derzeit der Förderung von Schiefergas in Deutschland. Beim Hydraulic-Fracturing, kurz „Fracking“ genannt, wird eine Flüssigkeit mit hohem Druck in das Speichergestein gepresst. Meist verwendet man dabei Wasser, das mit verschiedenen Zusätzen versehen ist. Auf diese Weise kann das im Gestein gespeicherte Erdgas gewonnen werden. Das Verfahren gilt in der Öffentlichkeit allerdings als umstritten.
Mit Blick auf Pipeline-Anbindungen in Deutschland und die Verschiffung von verflüssigtem Erdgas (LNG) sieht Matthias Bichsel von Shell derzeit allerdings keine Notwendigkeit für die Schiefergas-Förderung hierzulande. Die Versorgung mit herkömmlichem Gas aus den unterschiedlichsten Lieferregionen sei gesichert.
Welche Bedeutung die Gasförderung auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland habe, diese Frage stellte Dr. Annette Nietfeld, Geschäftsführerin des Forums für Zukunftsenergien e.V., in ihrem Schlusswort: „Ein Thema, dem wir in einem weiteren Energie-Dialog werden nachgehen können“.
->Quelle: shell.de