1. Risiken eines schnellen Ausbau der erneuerbaren Energie
Getrieben durch die für 20 Jahre garantierten Vergütungssätze im EEG und die verbesserten planungsrechtlichen und energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen ist derzeit eine sehr hohe Ausbaudynamik zu beobachten. Bei unveränderten Rahmenbedingungen dürfte sich diese in den nächsten Jahren unvermindert fortsetzen und sogar noch verstärken. So war z. B. noch vor wenigen Jahren die Verfügbarkeit geeigneter Flächen das Haupthemmnis für den Ausbau der Windenergie an Land. Inzwischen stehen deutlich mehr Flächen zur Verfügung, und es wird mit einer spürbaren Beschleunigung des weiteren Ausbaus gerechnet. Die Ausbauziele der Länder bedeuten einen im Vergleich zum Energiekonzept der Bundesregierung deutlich höheren Ausbaupfad der Erneuerbaren. Mit der hohen Ausbaudynamik gehen folgende Risiken einher: Der schnelle Zubau führt zu erheblichen Kosten und steigenden Strompreisen. Dies erfordert auch einen schnellen Umbau der konventionellen Stromversorgung mit entsprechenden Kosten. Kostendegressionen, die sich im Laufe der Zeit international durch technologische Entwicklungen und große Stückzahlen ergeben, können in geringerem Umfang genutzt werden. Der Ausbau der Stromnetze kann mit dem schnellen Ausbau der Erneuerbaren nicht Schritt halten, zunehmende Netzengpässe und Abschaltungen sind die Folge. Viele kostengünstige Flexibilitätsoptionen zum Ausgleich der fluktuierenden Stromversorgung müssen erst Schritt für Schritt entwickelt werden. Mit einem hohen Ausbautempo wird eine optimale und kostengünstige Integration des Gesamtsystems erschwert.
Fazit: Bei höherem Ausbautempo werden mehrere Kostenfaktoren zeitlich „nach vorne gezogen“ und tragen damit in den nächsten Jahren zur Erhöhung der Strompreise bei. Hinzu kommt, dass auch der Druck zu einer sehr schnellen und damit teuren Anpassung des konventionellen Kraftwerksparks und anderer Systemteile wächst, ohne dass langfristig tragfähige und breit akzeptierte Konzepte – z. B. für ein zukunftsfähiges Strommarktdesign – bereits vorliegen. Die Folge sind Forderungen nach einem schnellen Systemwechsel, etwa der Einführung von Kapazitätsmärkten, ohne dass deren Kosten und sonstige Folgen absehbar wären.