4. Ausbaustruktur – kosteneffizient oder breit gestreut?
Die Kosten des weiteren Ausbaus der Erneuerbaren hängen stark von der technologischen sowie der regionalen Struktur des Ausbaus ab. Die Vergütungssätze für die verschiedenen Technologien der erneuerbaren Energien weisen eine erhebliche Bandbreite auf (s. o.). Auch die Kostensenkungspotenziale sind unterschiedlich ausgeprägt. Während bei der Wasserkraft und der teuren Verstromung von Biogas kaum noch Kostensenkungspotenziale bestehen, stehen andere Technologien, wie die Windenergienutzung auf See, erst am Anfang der Entwicklung, so dass noch deutliche Kostensenkungen zu erwarten sind. Dennoch könnte eine flachere, aber langfristig angelegte Ausbaukurve für Offshore zukünftig die Kosten für den EE-Ausbau spürbar entlasten und den Beteiligten gleichzeitig stabile Rahmenbedingungen geben.
Hinsichtlich der regionalen Struktur des Ausbaus ist in den kommenden Jahren ein deutlicher Zubau von Wind an Land auch in den südlichen Bundesländern zu erwarten, die bislang nicht zu den klassischen Windenergieländern zählten. Dabei wird häufig die These vertreten, dass – z. B. mit sehr hohen Anlagen – auch im Binnenland zu vergleichbaren Kosten Strom aus Windenergie produziert werden kann. Unklar ist, ob damit gleichzeitig der Ausbaubedarf für die Netze geringer wird. Sowohl unter Kostengesichtspunkten als auch im Hinblick auf den Netzausbaubedarf stellt sich somit die Frage, ob eine breite regionale Verteilung der EE-Anlagen oder eine Konzentration an Standorten mit den günstigsten Verhältnissen (z. B. Windhöffigkeit) angestrebt werden sollte.
Diese wissenschaftliche Diskussion trifft allerdings auf eine bestimmte Interessenlage der Länder. Gerade Länder und Kommunen in strukturschwachen Regionen profitieren vom Ausbau der Erneuerbaren und setzen sich deshalb für eine hohe Ausbaudynamik ein. Die damit einhergehenden Kosten und Probleme werden dagegen politisch eher dem Bund angelastet. Dabei muss allen Beteiligten klar sein, dass es keine nachhaltige Entwicklung der Erneuerbaren geben kann, wenn fast alle Länder in der Stromerzeugung autark werden wollen oder sogar in hohem Maß auf Stromexporte setzen. Eine solche Entwicklung ist teuer und ineffektiv und führt dazu, dass insbesondere in lastschwachen Zeiten Strom produziert wird, den kein Mensch braucht. Entsprechend gehen am Markt die Preise für den erzeugten EE-Strom in den Keller. Wichtig ist aber der Blick auf die regional unterschiedlichen Stromgestehungskosten. Sie sind z. B. tendenziell im Norden günstiger bei Wind, im Süden günstiger bei Photovoltaik.