Überdimensioniert
„Der Entwurf des Netzentwicklungsplans weist eine Reihe von systematischen Fehleinschätzungen und schwerwiegende methodische Fehler auf“ – sagen die beiden Buchautoren Lorenz Jarass und Gustav Obermair in ihrem sehr informativen Buch: „Welchen Netzumbau erfodert die Energiewende?“
So blieben die Vorgaben der Bundesnetzagentur zum „effizienten Netzausbau“ unberücksichtigt. Statt Netzoptimierung anzustreben würden enge Vorgaben zum Netzausbau gemacht, und dessen Kosten nicht berücksichtigt. Durch unnötige Einspeisung konventioneller Kraftwerke und übermäßigen internationalen Stromhandel werde das Netz destabilisiert. Dazu komme eine unzureichende Umsetzung technischer Alternativen – und: mangelnde Prüfung kostengünstiger Maßnahmen zur Verbesserung der Netzstabilität.
Volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigt
Der harmlose Titel hat es in sich: Jarass (li.) und Obermair konstatieren schlicht, dass „der Netzentwicklungsplan einen weit überdimensionierten, also volkswirtschaftlich nicht gerechtfertigten Netzumbau mit vielen neuen Leitungen erfordert, und darüber hinaus das Ziel der Energiewende – Reduzierung der CO2-Emissionen durch verminderten Einsatz fossil befeuerter Kraftwerke – konterkariert“. Die resultierenden unnötigen Kosten müssen vom Stromverbraucher getragen werden – zusätzlich zu den enormen kurzfristigen Belastungen für die Energiewende. Das stelle die Akzeptanz der Energiewende infrage. „Die beschriebenen systematischen Fehleinschätzungen sowie die schwerwiegen den methodischen Fehler müssten behoben werden, bevor der Netzentwicklungsplan eine technisch effiziente und volkswirtschaftlich optimierte Grundlage für den weiteren Netzumbau werden kann.“
Als Teil der Energiewende ist schrittweise ein struktureller und technischer Umbau des gesamten Stromversorgungssystems erforderlich, also von Produktion, Übertragung und Verteilung elektrischer Energie.
Das Buch beschreibt Grundlagen und Maßnahmen für einen effizienten und kostengünstigen Netzumbau. Der Begriff Netzumbau soll dabei die Gesamtheit aller Maßnahmen zur Erhöhung der maximalen Übertragungsleistung mittels Optimierung und Verstärkung bestehender Leitungen sowie Leitungsneubau umfassen. Im Norden und Osten Deutschlands wird immer mehr Windstrom erzeugt, der vor allem im Westen und Süden verbraucht wird. „Und dafür brauchen wir neue Stromleitungen, das ist doch klar, oder? Für die Integration der erneuerbaren Energien ist sicher ein Netzumbau erforderlich, also Maßnahmen zur Optimierung, Verstärkung und Erweiterung des Stromnetzes.“ Aber – so Jarass/Obermair – anders als bisher propagiert. Und sie stellen viele Fragen…