Merkel zu 300 Jahre Nachhaltigkeit

Nachhaltige Waldbewirtschaftung ist also ein Topthema im internationalen Kontext. Da geht es um Zertifizierungssysteme für Holz und Agrarprodukte oder Maßnahmen gegen illegalen Holzeinschlag. Es war gut, dass wir gerade vor wenigen Tagen im Bundeskabinett eine Novelle des Gesetzes gegen den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz verabschiedet haben. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Das Prinzip der Nachhaltigkeit zieht sich durch sämtliche Lebensbereiche. Es betrifft jedes politische Ressort. Deshalb wissen wir, dass das, was wir in der Finanz- und Wirtschaftspolitik zu erreichen versuchen, gerade auch bei Ihnen auf sehr offene Ohren stößt. Denn man kann nicht die Prinzipien der Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung einhalten und gleichzeitig unentwegt auf Kosten der Zukunft leben. Wir haben das leider über Jahrzehnte in Deutschland getan. Ich sage hier auch ganz freimütig: Ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit auch nach der großen Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009 international an vielen Stellen gesagt wird „Hauptsache wir wachsen; egal um welchen Preis“ und dass das Schuldenmachen um des Wachstums willen sozusagen fast zur Pflicht erhoben wird. Dazu kann ich, gerade auch hier in diesem Kreise, nur sagen: Das Ganze ist falsch und langfristig nicht tragfähig.

Das war auch der Grund dafür, dass wir in Europa immer wieder auf den Fiskalpakt und auf den Abbau von Haushaltsdefiziten gedrängt haben. Ich will Ihnen auch mitteilen, dass wir im Rahmen der Eurozone eine Halbierung der Defizite in den letzten Jahren erreicht haben. Es ist also nicht so, dass nichts erreicht worden sei. Wir wissen, dass dazu in vielen Ländern Opfer gebracht wurden und werden. Ich glaube aber, langfristig wird sich eine nachhaltige Wachstumsstrategie nicht auf immer mehr Schulden aufbauen lassen – insbesondere, weil wir in vielen europäischen Ländern auch ein anderes Nachhaltigkeitsproblem haben, nämlich das des demografischen Wandels. Deshalb wird das Umsteuern, wenn man länger wartet, nur noch viel schwieriger, als es heute schon ist. Wir sehen ja an der heutigen Situation, dass wir eigentlich schon viel zu lange gewartet haben. Deshalb müssen wir diesen Prozess jetzt auch bewältigen.

Damit bin ich auch bei dem, was die Bundesregierung im Rahmen der Demografiestrategie beschäftigt. Für uns ist das Thema Nachhaltigkeit ein Leitprinzip auch bei der Befassung mit dem Thema des demografischen Wandels. Wir sind hier auf einem Weg, der von uns heute für die nächsten Jahre nicht mehr zu beeinflussen ist. Das meine ich in dem Sinne, dass der demografische Wandel stattfindet: Wir werden weniger werden in Deutschland, wir werden vielfältiger werden, weil die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund zunehmen wird, und wir werden im Durchschnitt älter werden.