Bei den deutsch-indischen Regierungskonsultationen, die hier in der letzten Woche stattfanden, ist mir noch einmal bewusst geworden: Das Durchschnittsalter in Indien – einem Land mit immerhin über 1,2 Milliarden Einwohnern – liegt fast 20 Jahre unter dem Durchschnittsalter von uns Deutschen.
Dem Einzelnen sieht man da sowieso nichts an. Ich könnte auch sagen, dass der indische Ministerpräsident im Alter weit vor mir liegt. Dennoch, der Durchschnittswert ist interessant und prägt eben auch – da darf man sich keine Illusionen machen – eine Gesellschaft.
Ich erzähle es immer wieder – und will es bei Ihnen noch einmal tun –: Ich hatte einmal an einer Preisverleihung für Hörfunkbeiträge im Zusammenhang mit Migration und Zuwanderung teilgenommen. In einem Beitrag hatte ein Reporter von einem äthiopischen Flüchtling berichtet, der aus einem Callcenter seine Mutter anrief. Die Mutter hatte eine Sorge, nämlich dass es dem Jungen in Deutschland zu kalt sei. Dieser aber sagte: „Ach Mutter, mach dir keine Sorgen darüber; damit komme ich klar. Aber eines kann ich dir sagen: Hier sitzen so viele alte Menschen auf den Bänken, hier würdest du gar nicht auffallen.“ Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie unterschiedlich der Blick auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten in Äthiopien und in Deutschland ausfallen kann.
Wir sollen und können den demografischen Wandel durchaus als Chance begreifen, aber wir müssen uns darauf einrichten. Insofern ist es wichtig, dass wir dies als Querschnittsaufgabe, als Gemeinschaftsaufgabe verstehen und den Erfordernissen der Nachhaltigkeit mehr entgegenkommen.
Die Forstwirtschaft steht bis heute wie kaum eine andere Branche für gelebte Nachhaltigkeit. Albert Einstein soll einmal gesagt haben: „Holzhacken ist deshalb so beliebt, weil man bei dieser Tätigkeit den Erfolg sofort sieht.“ – Kommt darauf an, ob am Holzstück oder an der eigenen Hand; aber das lassen wir jetzt einmal dahingestellt. – Das ist richtig; aber in einer Politik der Nachhaltigkeit geht es eigentlich um das Bohren sehr dicker Bretter. Deshalb erhoffe ich mir – auch deshalb bin ich heute gerne zu Ihnen gekommen – von Ihrer Tätigkeit eine Ermunterung. Ihre Branche lebt schon seit 300 Jahren mit dem Thema Nachhaltigkeit. Sie sind unter dem Strich gut damit gefahren und damit eine Gruppe in der Bevölkerung, eine Gruppe in der Gesellschaft, die sagen kann: Lasst euch auf keine Experimente ein, sondern befolgt den Grundsatz von vor 300 Jahren.
Deshalb: Alles Gute für das nächste Jahrhundert und erst einmal heute gute Beratungen und herzlichen Glückwunsch dafür, dass Sie in Ihrer Branche so gute Vorfahren hatten. Alles Gute. “
->Quelle: dfwr.de; bundesregierung.de