Ernste Bedenken beim großflächigen Einsatz von Biomasse plus CCS
„Natürlich gibt es ernste Bedenken, inwieweit die großflächige Nutzung von Biomasse zur Energieerzeugung nachhaltig gestaltet werden kann“, sagt Ko-Autor Ottmar Edenhofer, Chef-Ökonom des PIK. „Wir haben deshalb Bioenergie plus CCS nur als ein Beispiel dafür betrachtet, welche Rolle der Entzug von CO2 aus der Atmosphäre für den Klimaschutz spielen kann.“ Die Nutzung von Energiepflanzen kann in Konflikt geraten mit der Nutzung von Land für die Nahrungsmittelerzeugung, oder mit dem Schutz von Ökosystemen. Daher wurde in der aktuellen Studie die Produktion von Energie aus Biomasse auf eine – verglichen mit anderen Abschätzungen zu ihrem Potenzial – mittlere Menge begrenzt, so dass sie überwiegend auf aufgegebenen landwirtschaftlichen Flächen umgesetzt würde.
Allerdings gibt es hierbei Unsicherheiten: Das Bevölkerungswachstum und sich verändernde Ernährungsgewohnheiten, welche die Nachfrage nach Land steigern können, wie auch Fortschritte in der landwirtschaftlichen Produktivität, welche die Nachfrage nach Land sinken lassen können. Außerdem ist die CCS-Technologie noch nicht verfügbar für den Einsatz im industriellen Maßstab – und aus Sorge um den Umweltschutz ist sie in Ländern wie Deutschland umstritten.
Trotz Hindernissen Ziele erreichen
„Das Entziehen von CO2 aus der Atmosphäre könnte die Menschheit in die Lage versetzen, dass sie weiterhin Ziele zur Stabilisierung der CO2-Konzentration erreichen kann, obwohl sich wahrscheinlich die nötige Zusammenarbeit der internationalen Staatengemeinschaft verzögert“, erklärt Edenhofer. Dies gelte aber nur unter bestimmten Voraussetzungen. „Die Risiken einer stark ausgeweiteten Nutzung von Bioenergie müssen besser verstanden werden, und die Sicherheitsbedenken gegenüber CCS müssen gründlich geprüft werden. Trotzdem: Die Technologien, um CO2 aus der Luft wieder heraus zu holen, sind keine Science Fiction; sie müssen weiter erkundet werden.“ Keinesfalls sollten sie als Vorwand zur Vernachlässigung von Emissionsreduktionen betrachtet werden, so Edenhofer. „Der bei weitem größte Teil der Anstrengungen zur Vermeidung gefährlichen Klimawandels muss in Form der Verringerung der weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen geleistet werden.“
Artikel: Kriegler, E., Edenhofer, O., Reuster, L., Luderer, G., Klein, D. (2013): Is atmospheric carbon dioxide removal a game changer for climate change mitigation? Climatic Change (online) [10.1007/s10584-012-0681-4]
->Quelle: link.springer.com; leibniz-gemeinschaft.de; pik-potsdam.de