Nichtwissen nimmt schneller zu als Wissen
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen dabei, Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit noch stärker zu berücksichtigen. Was dies heute schon bedeutet und wie der weitere Weg aussehen kann, behandelte das Symposium “Sustainability in Science“ am Dienstag, 23. 04. 2013 im Humboldt Carré in Berlin.
Staatssekretär Dr. Georg Schütte eröffnete das Symposium, das von Ex-Leibniz-Präsident Ernst Theodor Rietschel, acatech, moderiert wurde. Über 200 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft diskutierten, wie sie Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Verwaltung vorantreiben können. Studentische Nachhaltigkeitsinitiativen spielen hierbei eine herausragende Rolle.
Das Symposium knüpfte an das Wissenschaftsjahr zur Nachhaltigkeit „Zukunftsprojekt Erde“ an. Es war der Start für einen Agenda-Prozess mit dem die Wissenschaft ermutigt und befähigt werden soll, mehr Nachhaltigkeit in ihrer Arbeit zu verwirklichen. Damit werden vorhandene Initiativen vernetzt und konkrete Maßnahmen im Dialog entwickelt.
Inter- und Transdisziplinarität als Voraussetzungen nachhaltiger Forschung
Schon jetzt gibt es zwar in der deutschen Forschungslandschaft zahlreiche Initiativen und Aktivitäten, die sich konkret mit der Thematik befassen. Aber das Symposium war der Startschuss für die „Sustainability in Science Initiative“, mit der die Forschung insgesamt nachhaltiger werden soll. Wissenschaft und Forschung haben die Probleme ergründet, die zur Etablierung des Konzeptes der Nachhaltigkeit geführt haben. Wissenschaft und Forschung haben sich aber bisher noch nicht selbst als Teil einer nachhaltigen Entwicklung positioniert. Wie muss Wissenschaft gestaltet werden, damit sie substanzielle Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung leisten kann? Welche Voraussetzungen wie Inter- und Transdisziplinarität bestimmen nachhaltige Forschung? Wie kann Neugier-getriebene Forschung mit Nutzen-orientierter Forschung im Sinne der Nachhaltigkeit verbunden werden? Wie können Wissenschaftler, deren Schwerpunkt nicht auf Nachhaltigkeitsforschung liegt, dazu angeregt werden, auch ihre Forschung im Kontext nachhaltiger Entwicklung zu betrachten?
Die Nachhaltigkeitsforschung ist nach wie vor eine Nischenveranstaltung. Den Idealtypus transdisziplärer Nachhaltigkeitsforschung gibt es seit 20 Jahren. Die Integration der zum Thema forschenden Wissenschaftler müsse verbessert werden, war zu hören. Man sei auf dem Weg zu guter Nachhaltigkeitsforschung dann, wenn msn wissenschaftlich gute und praxistaugliche Ergebnisse erziele. Mit den anderen Fächern bleibe die Zusammenarbeit schwierig. Wissensintegration sei nach wie vor schwierig.
Epistemologische Grundlagen und Perspektiven der Nachhaltigkeitsforschung wurden bahandelt: Die Nachhaltigkeit der Nachhaltigkeitsforschung selbst ist noch keinesfalls gesichert. Viel Ideologie ist noch unterwegs, institutionelle Schwerkraft des Uni-Gefüges und der Forschungseinrichtungen beteiligt. Traditionelle Wissensordnung war bis ins 19. Jahrhundert: Verzweigung des Wissens aus der Philisophie heraus. Heute – schon im 20. Jhdt. seien es jenseits der Verzweigung viele Fusionen, aktuell seien interdisziplinäre Vernetzungen das Thema – heute gebe es vierle Wissenskerne und Zuordnungen zu Wissensgebieten; es entstehe eine „Map of Science“. Auf Basis von 1,1 Mio Artikeln im Jahr in 200.000 wissenschaftlichen Zeitschriften ergeben sich 554 Disziplinen.