EU: Ab 2020 weniger CO2

Reaktionen auf geplante CO2-Vorgaben der EU für PKW

Für neue Autos sollen ab 2020 strengere CO2-Grenzwerte gelten, fordert der Umweltausschuss im Europäischen Parlament. Während Umweltaktivisten den „lahmen Kompromiss“ beklagen, befürchtet die Autoindustrie, dass die EU die „Regulierungsschraube überdreht“.

Auf Autohersteller kommen neue CO2-Vorgaben zu. Ab 2020 soll der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neufahrzeugen 95 Gramm pro Kilometer (g/km) betragen. Ab 2025 soll der maximale Kohlendioxidausstoß pro Fahrzeug zwischen 68 und 78 g/km liegen. Dafür hat sich der Umweltausschuss im Europäischen Parlament am 24.05.2013 ausgesprochen. Für die bereits geltende CO2-Regulierung muss die europäische Automobilindustrie ab Jahr 2015 den Grenzwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer einhalten.

Bei den geplanten Grenzwerten handelt es sich jeweils um Durchschnittswerte. In der Praxis bedeutet das für die Hersteller, dass schwere Autos mehr CO2 ausstoßen dürfen als kleinere – es zählt eben der Flottendurchschnitt. Die Umweltpolitiker im Ausschuss hoffen, dass die Autobauer künftig effizientere Motoren, mehr kleinere Autos und mehr Autos mit emissionsarmen alternativen Motoren anbieten werden.

Forderungen der Autoindustrie

Die deutsche Autoindustrie lehnt die geplanten EU-Vorgaben ab und warnte vor einer überzogenen Regulierung aus Brüssel. „Damit Europa ein starker Automobilstandort bleibt, sollte die Regulierung nicht strangulieren, sondern stimulieren“, schreibt der Verband der Automobilindustrie (VDA). In den nun anstehenden Verhandlungen solle der Rat die „bürokratischen Beschlüsse von Kommission und Parlament [korrigieren], damit sich Klimaschutz und Ökonomie die Waage halten“, fordert der VDA. Dazu gehöre für den Verband neben dem Verzicht auf die Festlegung eines Grenzwertes für 2025 auch die stärkere Anrechenbarkeit von besonders effizienten Modellen auf den Flottendurchschnitt eines Herstellers.[nextpage]

Forderungen der Umweltverbände

Dem deutschen Umweltverband BUND gehen die geplanten EU-Vorschriften dagegen nicht weit genug. Seine Kritik richtet sich vor allem gegen die sogenannte „Supercredits“-Regelung. Demnach gilt eine Mehrfachanrechnung für besonders emissionsarme Fahrzeuge, die weniger als 50 g/km CO2 ausstoßen. Der dadurch erzielbare maximale „CO2-Rabatt“ soll bei 2,5 Gramm pro Jahr und Hersteller liegen. Ab 2024 sollen die „super credits“ ganz entfallen.

„Dies führt zum einen dazu, dass weiterhin große und schwere Fahrzeuge verkauft werden können, wenn der jeweilige Hersteller gleichzeitig genug „Supercredits“ erlangt. Zum anderen wird durch diese Regelung die tatsächliche Einführung des für das Jahr 2020 vorgesehenen Grenzwertes von 95 Gramm auf das Jahr 2024 verschoben“, erläutert der BUND. Um die EU-Klimaschutzziele für 2030 und 2050 einzuhalten, wäre laut BUND ein Grenzwert von 80 Gramm CO2 pro Kilometer im Jahr 2020 notwendig gewesen.

Ähnlich kritisch äußerte sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU). „Die Verbrauchsvorgaben für neue Autos sind das wichtigste Klimagesetz der kommenden fünfzehn Jahre im Verkehrsbereich. Gemessen an den Notwendigkeiten und den Möglichkeiten sind die Beschlüsse allerdings halbherzig. Der Kohlendioxid-Ausstoß bleibt auch ab dem Jahr 2020 unnötig hoch – auf Kosten der Umwelt und zur Freude der Ölkonzerne. Anstatt konsequent in effiziente Motorentechnik zu investieren, wird Europa weiterhin Milliarden für Ölimporte an die OPEC überweisen“, kommentiert NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller das Votum im Umweltausschuss.

Greenpeace forderte die Bundesregierung auf, keine Rechentricks zu Lasten des Klimas und der Verbraucher anzuwenden. „Mit willkürlichen Rechentricks will Umweltminister Peter Altmaier (CDU) die Fertigung von Spritschluckern absichern“, sagte Greenpeace-Autoexperte Wolfgang Lohbeck mit Blick auf das Bonussystem, „Supercredits“. Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen und der ADAC hätten sich gegen die Anrechnung von „Supercredits“ ausgesprochen.mka
->Quelle und mehr: euractiv.de