Merkel-Rede vor Petersberger Klimadialog IV „Shaping the Future“

Ich war am Freitag auf dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg. Dort habe ich mit Helen Clark, der UNDP-Vorsitzenden, über die Frage gesprochen: Was können wir denn verbessern?

Es gibt zwei Komponenten. Das erste ist, dass das Geld auch wirklich ankommt. Das zweite ist, dass die Länder, die Anträge stellen, auch die Kapazität haben, diese Anträge so aufzuarbeiten, dass sie genehmigungsfähig sind. Was wir nicht machen dürfen, ist, dass die Industrieländer sagen: „Schaut einmal, hier ist das Geld“, aber dass immer dann, wenn ein Antrag kommt, gesagt wird: „Nein, der entspricht noch nicht den Anforderungen.“ Dann hat man das Geld gespart; und die Länder, die diese Anträge stellen, fühlen sich völlig überfordert. Das heißt, wir Industrieländer und die internationalen UN-Organisationen UNDP und UNEP oder die Weltbank müssen bereit sein, beim Erstellen dieser Anträge so zu helfen, dass das Geld, das vorhanden ist, sinnvoll ausgegeben werden kann.

Es gibt aber auch einige Dinge, die gut vorangehen. Wir haben in Brasilien im letzten Jahr seit langem den geringsten Stand der Entwaldung gehabt, wie Satellitenaufnahmen gezeigt haben. Wir haben ein riesiges Solarenergieprogramm in Saudi-Arabien. Die Dominikanische Republik hat sich ein
verbindliches Minderungsziel gesetzt. In Bangladesch, das zu den Ländern gehört, die vom Klimawandel am meisten betroffen sind, ist eine Vielzahl von Initiativen gestartet worden. In Kalifornien ist das Cap-and-Trade-Programm in Kraft getreten. Im aktuellen Fünfjahresplan in China
sind konkrete Ziele für mehr Klimaschutz vorhanden. Wenn der neue chinesische Ministerpräsident Li Keqiang nach Deutschland kommt, wird auch das Thema Klimaschutz auf unserer Agenda stehen. Das heißt, es gibt viele einzelne Initiativen. Es muss jetzt gelingen, die Menge dieser Initiativen zu einem unabänderlichen Strom zusammenzufassen, sodass der Druck, 2015 wirklich ein Abkommen abzuschließen, steigt und man nicht sagen kann: Wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis 2020. Wir dürfen keine Zeit verlieren.

Ich freue mich darüber, dass Sie alle hierhergekommen sind. Ich danke Ihnen, dass Sie bereit sind, im Namen Ihrer Länder Ihren Beitrag zu leisten. Dies wird sicherlich kein einfacher Weg. Aber ich erinnere immer wieder an den Stern-Report, in dem ausgeführt wird: Wenn wir nichts tun, wird der
Weg nicht einfacher, sondern mit Sicherheit noch komplizierter. Das, was wir nach außen immer wieder deutlich machen müssen, ist: Nichts tun bedeutet nicht, dass nichts passiert, sondern nichts tun bedeutet, dass es uns insgesamt viel teurer kommt.

Man kann lange darüber streiten, welche Klimaschwankungen in welchem Jahr Ausdruck des wirklichen Wandels sind. Dazu kann man sich viele Theorien anschauen. Ich glaube aber, die Gesamtevidenz – egal, ob zwei Jahre früher oder zwei Jahre später – fällt beim Klimawandel so massiv aus, dass es wirklich verlorene Zeit ist, sich darüber zu streiten, ob man schon jetzt etwas tun muss oder vielleicht erst später und ob man noch warten kann. Warten ist keine Option.

Deshalb sage ich danke. Ich wünsche Ihnen gute Beratungen.“
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2013/05/Anlagen/53-2-bk.pdf?__blob=publicationFile