China, Dumping, Zölle – die nächste

EU ProSun mit Gegengutachten – PWC gegen Prognos – China bietet Gespräche an

Der Streit um die von der EU geplanten Antidumping-Zölle gegen chinesische PV-Module geht weiter: EU ProSun hat PricewaterhouseCooper mit der Prüfung der Prognos-Studie beauftragt, welche die AFASE gegen die Antidumping-Zölle ins Feld geführt hat – kein Wunder, dass PWC zum gegenteiligen Schluss kommt, vor allem in Bezug auf die Arbeitsplätze.

Die Ergebnisse der Prognos-Studie seien nicht plausibel:

  • Höhere erwartete Verluste als Gesamtzahl der Arbeitsplätze: in der Prognos-Studie gingen die geschätzten Arbeitsplatzverluste in mehreren Beispielen über  die Anzahl aller in der Solarindustrie vorhandenen Jobs hinaus.
  • Die unerklärte Zunahme der Zahl angeblich verlorener Jobs: In der ersten Prognos-Studie vom November 2012 seien wesentlich weniger Jobs als bedroht angegeben als im Februar 2013. Die Zahl der geschätzten Arbeitsplatzverluste sei plötzlich um ein Vielfaches höher als im November 2012.
  • Die US-Erfahrung – Antidumpingzolltarife und Job-Wachstum: Die Vereinigten Staaten hätten 2012 Strafzölle für PV-Produkte verhängt. Damals sei in den Vereinigten Staaten ebenfalls eine Studie über die möglichen Auswirkungen auf Arbeitsplatzverluste in Auftrag gegeben worden. Jedoch habe nach der Einführung der Zölle die Nachfrage zugenommen und es seien mehr Jobs geschaffen worden.

Chinesisches Dumping habe, so die von SolarWorld angeführte EU ProSun, bereits tausende Jobs in Europa gekostet. Allein in der Modulproduktion seien seit 2011 rund 15.000 Jobs verloren gegangen. Hinzu kämen tausende Arbeitsplätze bei Zulieferern und Installateuren. Milan Nitzschke, SolarWorld und Präsident von EU ProSun: „Dumping schadet allen. Gegen staatlich finanzierte Dumpinganbieter können marktwirtschaftliche Unternehmen nicht konkurrieren.“ Die Zahl der Insolvenzen und Werksschließungen in Europa sei inzwischen auf mehr als 60 gestiegen. „Der 5-Jahres-Plan Chinas umfasst dabei nicht nur Hersteller von Solarmodulen sondern die gesamte Produktionskette vom Rohstoff Silizium über den Maschinenbau bis zum Solarglas und zum Wechselrichter.  „Wenn die EU jetzt gegen Dumping vorgeht, kann die Schlüsselindustrie Photovoltaik in Europa erhalten und ausgebaut werden. Und ein chinesisches Monopol mit alle den negativen Folgen für Kunden, Installateure und Zulieferer wird verhindert“, so Nitzschke.[nextpage]

Fell: „Handelskrieg droht“ – Unionsfraktion befürchtet „massive Schäden“

Der grüne Energieexperte Hans-Josef Fellsprach von einem „Pyrrhussieg der wenigen Solarfirmen um EU ProSun“. Er befürchte, die Zölle würden den europäischen Solarmarkt drastisch schrumpfen lassen. Zudem drohe ein Handelkrieg. Die Unionsfraktion befürchtet ebenfalls „massive Schäden für die deutsche Solarindustrie und den Industrie- und Exportstandort Deutschland insgesamt“ und fordert Verhandlungen mit China.

Das chinesische Handelsministerium hat nach einem Bericht der Newsportals China.org.cn zu einem Dialog aufgerufen. China wolle keinen Handelskrieg, doch man werde die legitimen Interessen der chinesischen Unternehmen schützen, kündigte der Sprecher des chinesischen Handelsministeriums, Yao Jian, am 08.05.2013 in Peking an. Am gleichen Tag hatte Yao Jian einen Bericht der Weltbank zum Handelsumfeld der Volkswirtschaftenals  „nicht den Gegebenheiten Chinas entsprechend“ zurückgewiesen. Das chinesische Handelsministerium will in einen Dialog mitder EU eintreten, um die drohenden Anti-Dumpingzölle für seine PV-Hersteller doch noch zu verhindern. Bisher hat die chinesische Regierung noch keine Vergeltungsmaßnahmen ergriffen.

Zugleich nannte der chinesische Botschafter bei der Welthandelsorganisation WTO die Ankündigung der EU einen Fehler. „Es würde ein falsches Signal an die Welt senden, wenn jetzt auf Protektionismus gesetzt würde“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Laut der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua entbehren „zahlreiche von der EU vorgelegten Argumente jeder Grundlage“. Die momentanen Schwierigkeiten der europäischen Photovoltaik-Unternehmen seien vor allem auf deren Fehleinschätzung bezüglich der Markttrends zurückzuführen.
->Quellen: pv-magazine.deprosun.org/1; Full PwC Report: prosun.org/2; prosun.org/3