Bald PV-Strom aus Lack?

Wirkungsgrad-Sprung – Leseprobe aus WiWo-Green

Richard Caldwell hat eine genaue Vorstellung davon, wie Solaranlagen in Zukunft aussehen: Nahezu unsichtbar. Caldwell ist Chairman des börsennotierten australischen Solar-Startups Dyesol. Und das arbeitet seit Jahren an so genannten Farbstoffsolarzellen. Dyesol will die neuartigen Zellen, die sich in nahezu jeder Farbe herstellen lassen, als hauchdünne Schicht auf Fassaden aus Stahl drucken oder sogar durchsichtig auf Glasscheiben auftragen. “Man wird bei Gebäuden künftig genau hinsehen müssen”, sagt Caldwell, “um überhaupt ein Solarmodul zu erkennen.”

Das klingt nach Science-Fiction. Aber vor kurzem meldete Dyesol einen Forschungserfolg, der die Vision nun realistischer denn je erscheinen lässt. Es geht um eine besondere Variante der Farbstoffsolarzelle, die ohne flüssige Bestandteile auskommt – wodurch sie besonders langlebig und leicht zu verarbeiten sein soll. Bisher lag der Wirkungsgrad bei solchen so genannten Solid-State-Farbstoffsolarzellen bei mageren sechs Prozent. Dyesol meldete nun vor wenigen Tagen einen Effizienzsprung auf 11,3 Prozent. Und das, sagt Caldwell im Gespräch mit WiWo Green, sei bei weitem nicht das Ende der Entwicklung. Es werde nicht lange dauern, bis Forscher neue Studien mit weiteren Rekordmeldungen veröffentlichen.

Möglicher Umbruch in der gesamten PV-Branche

So technisch sich das alles anhört – womöglich sind die Effizienzsprünge der neuen Zellen ein Hinweis darauf, dass die gesamte Solarbranche vor einem Umbruch steht. Womöglich werden Solarmodule in einigen Jahren mehr dünnen Folien oder bunten Lacken ähneln als jenen Metallrahmen, in denen herkömmliche Solarzellen aus Silizium heute verbaut werden. Farbstoff-Solarzellen lassen sich aus preiswerten Materialien herstellen, die etwa auch in Zahnpasta stecken. Obendrein erzeugen sie selbst dann reichlich Strom, wenn der Himmel bewölkt ist oder die Zellen nicht direkt in die Sonne gerichtet sind – perfekt für Gebäude im trüben mitteleuropäischen Klima. Und sie enthalten keine gesundheitsschädlichen Substanzen wie etwa Cadmium, das in heutigen Dünnschichtsolarzellen verarbeitet wird. Solarstrom würde deutlich preiswerter und umweltfreundlicher als heute sein.
->Quelle und weiterlesen: green.wiwo.de; dyesol.com