Vorausschauende Effizienzpolitik muss sich dringend der nüchternen Erkenntnis stellen, dass technisch mögliche Einspareffekte ex-post nicht immer im erwarteten Umfang erreicht wurden. Denn das verhindern Rebound-, Komfort- und Wachstumseffekte (Madlener/Alcott 2011; Santarius 2012).
Die Ausklammerung von Reboundeffekten kann in ex-ante Projektionen zu einer erheblichen Überschätzung der Einsparpotentiale von Energieeffizienzpolitiken führen. Reboundeffekte beschreiben den Prozess, dass technisch mögliche/erwartete Einsparungen aufgrund von Verhaltensanpassungen sich nicht vollständig in eine tatsächliche Energieeinsparung überführen lassen. Ist der tatsächliche Energieverbrauch nach der Effizienzmaßnahme absolut höher als der erwartete spricht man von einem Backfire (Reboundeffekt > 100 Prozent) (vgl. Madlener/Alcott 2011).
Nimmt man Reboundeffekte als Oberbegriff, auch für Komfort- und Wachstumseffekte, sind drei Unterscheidungen üblich:
- Direkte Reboundeffekte: Durch die Effizienzsteigerung wird ein Produkt preisgünstiger und es wird mehr vom gleichen Produkt konsumiert.
- Indirekte Reboundeffekte: Die durch Effizienztechniken eingesparten Energiekosten werden alternativ – eventuell energieintensiver – verausgabt.
- Gesamtwirtschaftliche Reboundeffekte: Effizienzsteigerungen führen zu höherer Energieproduktivität, was zu mehr Wirtschaftswachstum und Mehrkonsum führt.
Quantitative Schätzungen über die durch gegenläufige Reboundeffekte entgangenen Einsparerfolge liegen bei 20-50 Prozent des vorausgeschätzten Potentials; manche sogar weit darüber. Bleibt dies so, sind die offiziellen Klimaschutzziele der Energiewende und das 2-Grad-Ziel unerreichbar.
Reboundeffekte sind allerdings kein Argument gegen Energieeffizienztechniken, sondern für eine intelligentere Energieeffizienzpolitik. Keine durch Technik und/ oder Verhaltensänderung einsparbare Kilowattstunde, darf verschenkt werden. Aufgabe verantwortungsvoller Politik muss sein, Bewusstsein für die Bedeutung von solchen Effekten zu wecken und einen mutigen gesellschaftlichen Diskurs über geeignete Maßnahmen (siehe unten) für deren Eindämmung zu führen. Dies führt zurück zur Frage der Prozessverantwortung und dem erweiterten Instrumentenmix der Energieeffizienzpolitik.