„Eher knapp berechnet“
Bundesumweltminister Altmaier legte in der Kostendebatte über den Ökostrom nach. Im Interview mit der Frankfurter Rundschau warnte er am 03.06.2013 „davor, dass die Kosten sogar ‚deutlich‘ über der von ihm bisher genannten eine Billion Euro liegen könnten. ‚Die Billion ist seriös berechnet – und zwar eher zu knapp als zu hoch‘, sagte er“ – so die FR. Wenn die Förderbedingungen gleich blieben, der Ausbau so weiter gehe wie bisher und der Börsenstrompreis im Schnitt 4,5 Cent betrage, ergäben sich die berechneten Kosten.
Altmaier wörtlich: „Rund 66 Milliarden haben wir seit 2000 für existierende Ökostrom-Anlagen gezahlt, 250 Milliarden addieren sich für diese bis zum Ende der 20-Jahres-Vergütung, und weitere 730 Milliarden kämen für neue Ökostrom-Anlagen bis 2040 noch hinzu. Insgesamt also über eine Billion Euro“ Dabei seien Investitionen für Back-up-Kraftwerke, Energiespeicher und den Netz-Ausbau nicht eingerechnet. „Die Zahl ist so dramatisch, weil der Börsenpreis als EEG-Berechnungsgrundlage nicht wie erwartet von ehemals sieben auf zehn Cent gestiegen, sondern auf unter vier gefallen ist. Der teurere Ökostrom wird aus der Umlage finanziert, die deswegen ansteigt. Ein Windrad, das vor drei Jahren gebaut wurde, kostet den Verbraucher heute zweieinhalb Mal so viel Geld wie damals. Wenn ich das weiß und es nicht sage, verletzte ich meine Amtspflicht als Minister“, sagte Altmaier der FR.
BEE: „Panikmache!“
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) warf dem Minister Panikmache vor. „Nach der breiten Ablehnung seiner Vorschläge zur Strompreisbremse jongliert Bundesumweltminister Altmaier erneut mit viel zu hohen Kosten der Energiewende – und schürt damit bewusst die Ängste der Verbraucher,“ sagte BEE-Geschäftsführer Falk. Mit seinen Forderungen nach einer Deckelung der EEG-Umlage missachte Altmaier zentrale energiewirtschaftliche Zusammenhänge.
Falk: „Fakt ist: Erneuerbare Energien senken die Börsenstrompreise und damit grundsätzlich die Stromrechnung der Verbraucher, indem sie teure fossile Kraftwerke aus dem Markt drängen. Richtig ist auch: Durch die preissenkende Wirkung steigt momentan die EEG-Umlage, denn sie ergibt sich aus der Differenz von Börsenstrompreis und den Vergütungen, die regenerative Kraftwerke erhalten. Durch diese mangelhafte Berechnungsmethode werden Erneuerbare Energien Opfer ihres eigenen Erfolges. Sie senken die Preise und werden dafür bestraft, indem sie teurer erscheinen als sie sind. Das weiß auch der Bundesumweltminister. Anstatt aber mit allen Beteiligten an einer konstruktiven Lösung des Berechnungsfehlers zu arbeiten, diffamiert er den Finanzierungsrahmen für den Umbau unserer Energieversorgung. “
„Energiewendewird deutlich günstiger als Altmaier behauptet“
Darüber hinaus werde die Energiewende „deutlich günstiger als von Bundesumweltminister Altmaier behauptet“. Das habe eine Gegenrechnung des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) bereits vor Wochen gezeigt. Es sei „erstaunlich, dass der Bundesumweltminister in seinen Kostenschätzungen beharrlich sämtliche makroökonomischen Effekte auf der Habenseite ignoriert, die der Ausbau Erneuerbarer Energien mit sich bringt: Vermiedene Importe fossiler Brennstoffe in Milliardenhöhe werden genauso wenig berücksichtigt wie die starken Konjunkturimpulse für die heimische Wirtschaft. Ebenfalls außer Acht lässt Altmaier die kontinuierlich sinkenden Vergütungssätze für Neuanlagen sowie die Milliardensummen, die in konventionelle Kraftwerke investiert werden müssten, wenn es die Energiewende nicht gäbe.“
->Quelle(n): fr-online.de; bee-ev.de; bee-ev.de/Kurzanalyse-Altmaiers-Billion