USA: DOE setzt Folgekosten von CO2 herauf

CO2-Ausstoß 62 Prozent teurer

In einer obskuren Regelung für Mikrowellengeräte verbarg sich eben eine enthüllende Änderung in der Einstellung Präsident Obamas zur Erderwärmung. Ende Mai 2013 gab Energie-Minister Ernest Moniz eine Aktualisierung der Standards für den Energieverbrauch von Mikrowellen bekannt – mit geringeren Richtwerten für den Stromverbrauch. Niemand war etwas Besonderes daran aufgefallen – bis das DOE die neue Regelung in eine Pressemitteilung goss.

Da stellte sich heraus, dass die Berechnung der wirtschaftlichen Vorteile von Mikrowellengeräten auf Basis geänderter Normen berechnet worden war – das Department of Energy (DOE) hatte eine deutlich höhere Größe für die sozialen Folgekosten von Kohlendioxid zugrunde gelegt. Es war das erste Mal, dass die Obama-Regierung in einer Verordnung die neuen Berechnungen verwendet hatte, und es überraschte eine Menge von Beobachtern, welche zunächst gar nicht wahrgenommen hatten, dass die Regierung ihre volkswirtschaftlichen Kennzahlen für CO2-Emissionen heraufgesetzt hatte.

Mit den sogenannten sozialen Folgekosten von Kohlendioxid (’social cost of carbon‘ -SCC- values) können Umwelt- und Gesundheitsschäden von Kohlendioxid definiert werden. Der ursprüngliche Standard, der diese Kosten für 2013 auf $22 festgesetzt hatte, war von einem Dutzend Regierungsbehörden 2010 vereinbart worden. Aber nach der Überprüfung neuer wissenschaftlicher Ergebnisse über die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels beschloss die ressortübergreifende Arbeitsgruppe im Mai, den Betrag deutlich zu erhöhen. Nach den neuen Standards betragen die sozialen CO2-Folgekosten aktuell $36 pro vermiedener Tonne CO2 im Jahr 2013, und sollen jährlich steigen.

„Die Wirkungsanalyse der Verordnung im Zusammenhang mit der neuen Regulierung beinhaltet auch eine Aktualisierung der CO2-Folgekosten, aufgrund bester verfügbarer Forschungsergebnisse, die angewandt werden, um soziale und Gesundheitsvorteile der Treibhausgas-Reduzierung abzuschätzen – wie im Wirtschaftsbericht des Präsidenten dieses Jahres angesprochen. Der gegenwärtige Gesamtwert der Nettovorteile der Mikrowellengeräte-Standby-Verordnung mit den neuen SCC-Schätzungen wird mit 4.6 Milliarden $ im Laufe der nächsten 30 Jahre angenommen –  gegenüber 4.2 Milliarden $ auf Basis der ursprünglichen Schätzungen der CO2-Folgekosten“, schrieb das Energieministerium in einer Presseinformation.

Das ist eine Steigerung um 63 Prozent. Das Problem dabei sei jedoch, die verursachten Kosten würden nicht den für den Ausstoß Verantwortlichen auferlegt, sondern es sei die Gesellschaft als Ganzes, die dafür aufkomme, kritisierte Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid http://greenpeace.de im Gespräch mit der deutschen Webseite pressetext.

Die Berechnungen beruhten auf neuen Ergebnisse über den Anstieg der Meeresspiegel – der sich stärker beschleunigt als von den Wissenschaftlern erwartet – und auf den geplanten Kosten der Anpassung.

„This is a really big deal in the regulatory world, (das ist ein wahrlich großes Ding in der Welt der Verordnungen)“ schreibt  Steven Lacey auf der Webseite greentechmedia:. Die Anpassung des Mikrowellenstandards sei ein kleines Beispiel dafür, wie diese Berechnungen neue Regelwerke für Kraftwerke, Automobile, Industrieausrüstung und Anderes beeinflussen könnten, das Energie verbrauche und CO2 emittiere. Der bedeutendeste – und am meisten umstrittene – Einfluss werde der auf die Emissionsstandards für Kraftwerke sein.

In seiner Rede zur Lage der Nation hatte Präsident Obama versprochen, seine exekutive Gewalt einzusetzen, um die Erderwärmung zu reduzieren, wenn die Kongressmehrheit nicht ihre legislative dafür einbrächten. Und mit der gesetzlichen Befugnis, den CO2-Ausstoß von Kraftwerken im Rahmen des Clean Air Acts (etwa: „Saubere- Luft-Gesetz“) festzusetzen, habe die Obama-Regierung seit Jahren an Emissionsstandards für neue und vorhandene Kraftwerke gearbeitet. Allerdings verpasse die Regierung immer wieder Termine, um die Regel in Kraft zu setzen.

Die Verordnungen sind unter schweren Beschuss aus dem Lager der Republikaner und Industrielobbyisten in Washington gekommen, die sie einen Teil eines „Krieges gegen Kohle“ nennen. Die Verschärfung der sozialen CO2-Folgekosten, die es den schmutzigsten Kraftwerken teuer zu stehen kommen wird, sich den neuen Regeln anzupassen, könnten ihnen einen neuen Grund liefern, die Leistungen von Obamas Regierung anzugreifen.

Gruppen von Klimaschützern lobten die Änderungen, sie zeigten, dass die Verwaltung endlich den Einfluss der Erderwärmung richtig einzuschätzen beginne. Wenn die neuen CO2-Bewertungen von den Aufsichtsbehörden verdaut sind, werden sie zweifellos eine streitsüchtigere politische Debatte über Klimapolitik und neue Effizienzstandards eröffnen.

„Und man denke – all das hat angefangen mit einer simplen Regelung für Mikrowellen,“ beendet Lacey seinen Artikel.
->Quelle: articles.washingtonpost.com; greentechmedia.com; energy.gov