Köhler: „A New Global Partnership“

VII.

„Meine Damen und Herren, auf dem Friedhof vergessener VN-Berichte ruht so mancher Papiertiger, der einen schnellen Tod gestorben ist, sobald die Tinte trocken war. Ich wünsche mir sehr, dass es diesem Bericht anders ergeht. Er hat sicherlich nicht alle Antworten. Aber ich hoffe, dass er eine Debatte anstößt über Werte und Zusammenarbeit auf diesem Planeten. Was wäre, wenn er tatsächlich weltweit eine Diskussion auslösen würde, wie wir unser gemeinsames Schicksal gestalten wollen? Wenn sich Regierungen einen Ruck gäben, sich aktiv in den Post-2015-Prozess einzubringen, mit dem Ziel, Zukunftsgestaltung „for people and planet“ über Legislaturperioden hinweg anzupacken?

Ich glaube, dass der Schlüssel für einen erfolgreichen Post-2015-Prozess in einem schlichten Sachverhalt verborgen liegt: Vertrauen. Vielleicht ist das die am meisten vernachlässigte Ressource der internationalen Politik. Es ist in jedem Fall eine unabdingbare Voraussetzung für produktive Zusammenarbeit und die Chance, gemeinsam Probleme zu lösen. Keine wirkliche Partnerschaft ohne Vertrauen! Um Vertrauen zu stärken, braucht es freilich Glaubwürdigkeit, also eine Übereinstimmung zwischen Worten und Taten und ein Umgang mit den anderen, der auch vom Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit geprägt ist. Schon die Diskussion um die neue Agenda sollte vertrauensbildend wirken.

Ich möchte abschließend meine Kollegin aus dem Panel, Tawakkol Karman, mutige Bürgerrechtlerin aus dem Jemen und Friedensnobelpreisträgerin, zitieren, die in ihrer Rede zur Übergabe des Berichts an Generalsekretär Ban Ki-moon sagte: „Die Regierungen der Welt werden sich nun entscheiden müssen, ob sie dieses neue Paradigma umsetzen wollen. Die Versuchung, den bequemeren, konventionellen Weg zu gehen, wird groß sein.“ Wir können alle etwas dafür tun, dass es dieser Versuchung nicht leicht gemacht wird.“
->Quelle: Rede Köhler Deutschlandlaunch_HLP_Bericht