Wirtschaftsstandort Europa durch Shale Gas Boom in den USA unter Druck
• Shale Gas Boom ermöglicht Re-Industrialisierung in den USA
• Anhaltende Unterschiede in den Energiepreisen führen zum Wettbewerbsnachteil für Europa
• Chancen und Risiken von Shale Gas Förderung in Europa ergebnisoffen prüfen
„Durch den „Shale Gas Boom“ haben die USA sowohl klimapolitisch als auch im internationalen Standortwettbewerb der Industrie enorme Vorteile gegenüber dem Rest der Welt hinzugewonnen. Energieautarkie und Re-Industrialisierung sind dort absehbar, ja zum Teil schon Realität“, so Jürgen Stotz, Präsident des Weltenergierats – Deutschland, bei der Vorstellung der neuen Publikation „Energie für Deutschland 2013“ in Berlin.
Der diesjährige Schwerpunktbeitrag der Publikation des Weltenergierats – Deutschland analysiert den Einfluss der Förderung nicht-konventioneller Gasvorkommen (Shale Gas) in den USA auf die Energiewirtschaft und das Investitionsklima. Demnach hat die verstärkte Förderung von Schiefergas in den USA zu niedrigeren Gas- und Strompreisen als in Europa geführt. Amerikanische Gaspreise machen heute nur noch ein Drittel des deutschen Gaspreises aus, die Strompreise in den USA sind rund halb so hoch wie in Deutschland.
Langfristig wird dies dazu führen, dass Investitionen, die sonst in Deutschland bzw. Europa getätigt worden wären, in den USA erfolgen. Erste Standortentscheidungen für die USA, so Stotz, habe es bereits gegeben. Weltweit entsprechen die nicht-konventionellen Erdgasressourcen etwa den konventionellen Reserven und Ressourcen. Nordamerika steht alleine für über ein Drittel davon.
„Wir haben sowohl in Deutschland als auch in Europa technische und wirtschaftliche Möglichkeiten, die Weichen für die umweltverträgliche Förderung von unkonventionellem Erdgas zu stellen“, so der Präsident. Allein die Potenziale in Deutschland sind signifikant. Bis zu 2,3 Bill. m³ technisch gewinnbares Erdgas sind laut BGR vorhanden – zum Vergleich: Unsere konventionellen Erdgasreserven liegen bei 0,15 Bill. m³ und unsere Erdgasressourcen bei 0,146 Bill. m³. Die Länder Europas sollten die Chancen und Risiken der eigenen Förderung von unkonventionellem Gas sehr genau abwägen, umweltfreundliche Methoden sachlich prüfen und nicht im Vorhinein ausschließen. „Dies kann dazu beitragen, dass Europa Standort für die Entwicklung neuer Technologien bleibt und Wertschöpfung und Arbeitsplätze gesichert werden“, so Stotz.
Zudem sei zu prüfen, ob wesentliche Grundannahmen der deutschen Energiewende angepasst werden müssen. Globale Brennstoffpreise – anders als ursprünglich unterstellt – könnten mittelfristig eher konstant bleiben. Stotz: „Die amerikanische Schiefergaswende kann damit nicht folgenlos bleiben für die deutsche Energiewende.“
->Quelle: Energie für Deutschland 2013; Weltenergierat zu Shale Gas; Präsentation Müsgens-Seeliger