Bad Bank lässt die PV-Firma fallen – 800 Arbeitsplätzein Gefahr
Nun hat es Conergy auch getroffen. Einst Börsenstar, meldete das Hamburger Photovoltaik-Unternehmen am 05.07.2013 Insolvenz an. Der Kurs stürzte auf 12 Ct. ab. Seit Jahren kämpfte Conergy mit Verlusten – jetzt sind alle Sanierungsversuche gescheitert. Man habe beim Amtsgericht Hamburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt, teilte das Unternehmen mit. Auch die Modul-Produktion in Frankfurt/Oder sei betroffen. Rund 800 der mehr als 1100 Mitarbeiter sind jetzt in Gefahr, wurde mitgeteilt.
Bislang hat Conergy nach eigenen Angaben „erfolgversprechende Verhandlungen über den kurzfristigen Einstieg eines strategischen Investors geführt. Das Bankenkonsortium konnte jedoch nicht zeitnah die erforderliche einheitliche und verlässliche Zustimmung zu dem Konzept erzielen.“ Nun habe das „unerwartete Ausbleiben eines Zahlungseingangs aus einem Großprojekt“ zur Zahlungsunfähigkeit von Conergys Tochtergesellschaften Mounting Systems und Conergy SolarModule geführt.
Der Conergy-Vorstand sei daher zu der Einschätzung gelangt, dass die „bislang positive Fortführungsprognose für die Conergy AG entfallen“ sei. Trotz länger andauernder und intensiver Verhandlungen konnten sich die Gläubiger untereinander nicht auf ein vom Conergy Vorstand vorgelegtes Zukunftskonzept verständigen, obwohl neun von zehn Kreditgebern bereits ihre grundsätzliche Zustimmung signalisierten. Das zuständige Amtsgericht wird nun einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellen, der entscheiden wird, ob und wie der operative Geschäftsbetrieb des Unternehmens weitergeführt werden kann.
Vorstandskonzept sollte Conergys erfolgreichen Wachstumskurs nachhaltig sichern
In einer Erklärung teilte Conergy mit, man habe nach einer mehrjährigen Restrukturierung trotz eines erneuten Preisverfalls von rund 40% die Verluste im Jahr 2012 stark reduziert und im 1. Quartal 2013 volumen- und umsatzseitig wieder „einen erheblichen Zuwachs erzielt“. Um diese Entwicklung fortzusetzen, wollte Conergy seine Aktivitäten im kapitalintensiven Großkraftwerksbau in den solaren Wachstumsmärkten ausweiten und dabei mit Lieferantenpartnern und strategischen Finanzinvestoren kooperieren. Zur Finanzierung dieses Wachstums benötige das Unternehmen jedoch eine solide Kapitalstruktur und insbesondere ausreichende liquide Mittel. Das vom Vorstand eingebrachte Konzept habe diese Voraussetzungen für Conergys erfolgreiches Fortbestehen schaffen sollen.
Finanzkreisen zufolge hatte das Management bis zuletzt mit Banken um die Zukunft des Unternehmens gerungen. Unter Berufung auf Finanzkreise berichtete Reuters, dass sich die Erste Abwicklungsgesellschaft (EAA) quergestellt habe. Die Bad Bank der WestLB habe die Conergy-Kredite aus der Erbmasse der einstigen Düsseldorfer Skandal-Landesbank übernommen, und noch offene Fragen in dem Konzept gesehen, hieß es. Die EAA will bis zum Jahr 2027 das WestLB-Erbe vollständig abwickeln. Damit blockierte die EAA laut Reuters bis auf Weiteres auch einen Investor: Kawa aus den USA stand nach Aussage von zwei mit dem Vorgang vertrauten Personen für ein Engagement bei Conergy bereit. Der US-Finanzinvestor Kawa und Conergy wollten sich dazu nicht äußern.
Offenbar blockierte die Bad Bank EAA eine Lösung
„Als Vorstand werden wir dem jetzt vom Gericht zu bestellenden vorläufigen Insolvenzverwalter nach allen Kräften zur Seite stehen, um möglichst alle Arbeitsplätze zu sichern und den Geschäftsbetrieb weiterzuführen“, sagte Conergy-Chef Philip Comberg an. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter ist dem Unternehmen zufolge Sven-Holger Undritz bestellt worden. Undritz ist Partner bei White & Case. Nach Angaben der Kanzlei hat er bereits über 300 Gesellschaften durch eine Insolvenz geführt.
->Quelle(n): n-tv.de; conergy-group.com; spiegel.de; weitere Quellen