Verstärken Wetterextreme die Erderwärmung?

Dürren setzen der Vegetation besonders zu

Bisher haben sich Dürren, Hitzewellen, Stürme und Starkregen durch den menschengemachten Klimawandel zwar noch nicht deutlich gehäuft und verstärkt. Viele Klimaforscher erwarten aber, dass das künftig der Fall sein wird. Dann würde die Atmosphäre durch die zusätzlichen und heftigeren Wetterextreme auch mit zusätzlichem Kohlendioxid belastet.

Insbesondere extreme Dürreperioden reduzieren deutlich die Menge an Kohlenstoff, die Wälder, Wiesen und landwirtschaftliche Nutzflächen aufnehmen. „Wir haben festgestellt, dass die meisten Probleme für den Kohlenstoffhaushalt nicht durch extreme Wärme, sondern durch Trockenheit entstehen“, erläutert Markus Reichstein. Besonders starke, vielfältige und langfristige Effekte von extremen Wetterereignissen erwarten er und seine Kollegen für Waldökosysteme. So kann eine Dürre Bäumen nicht nur unmittelbar schaden, sie macht sie auch anfälliger für Schädlinge und Feuer. Zudem erholt sich ein Wald nach einem Feuer oder Sturmschaden sehr viel langsamer als andere Ökosysteme, wobei etwa ein Sturm einer Graslandschaft gar nichts anhaben kann.

Wie die Forscher zudem herausfanden, verteilen sich die extremen Einbrüche in der Kohlenstoffaufnahme, wie etwa Lawinen oder Erdbeben, entsprechend einem Skalierungsgesetz. Das bedeutet, dass wenige große Ereignisse den globalen Gesamteffekt dominieren, während die häufigeren kleinen Ereignisse weltweit eine deutlich geringere Rolle spielen.

Heute noch sehr seltene Wetterextreme müssen besser erforscht werden

Um die Folgen der Extremereignisse noch besser zu verstehen, planen die Forscher weitere Studien. So wollen sie die Reaktionen der verschiedenen terrestrischen Ökosysteme in Labor- und Freilandexperimenten untersuchen. „Solche Experimente gibt es zwar bereits, sie betrachten aber meist nur Extremereignisse, die einmal in 100 Jahren auftreten“, erklärt Michael Bahn, ein Projektpartner von der Universität Innsbruck. „Wir sollten auch Ereignisse in den Blick nehmen, die bisher nur einmal in 1000 oder gar 10000 Jahren auftreten, weil sie gegen Ende dieses Jahrhunderts viel häufiger werden dürften.“ Außerdem regen die Forscher an, etwa bei einer Dürre oder einem Sturm Satelliten möglichst schnell auf eine betroffene Region zu richten, um den unmittelbaren und langfristigen Effekt lückenlos erfassen zu können.

Auch die Untersuchungen der aktuellen Studie zeigen jedoch bereits, dass die Folgen der Wetterextreme weitreichend sein können: „Da klimatische Extremereignisse die Kohlenstoffmenge reduzieren, die Landökosysteme aufnehmen, und der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre mithin weiter zunimmt, könnte es wiederum zu vermehrten Wetterextremen kommen“, erklärt Markus Reichstein. „So ergäbe sich ein selbst verstärkender Effekt.“
->Quelle(n): carbo-extreme.eu; mpg.de: MPIBGC/PH