RWE: Kraftwerke mit 3100 MW Kapazität sollen „aus dem Markt gehen“
„RWE bestätigt Prognose für 2013″ lautet die Überschrift über dem Halbjahresbericht des zweitgrößten deutschen Energieverorgungsunternehmens. Das „anhaltend niedrige Preisniveau an den Strommärkten“ belaste die gesamte Energiewirtschaft, beginnt der erste Absatz. Im ersten Halbjahr 2013 habe RWE die Belastungen allerdings noch durch den positiven Ausgang des Schiedsverfahren mit Gazprom ausgleichen können.
Die Zahlen: „Bei einem leicht erhöhten Umsatz von 28,5 Mrd. Euro lag das EBITDA bei 5,5 Mrd. Euro (+9%) und das betriebliche Ergebnis bei 4,1 Mrd. Euro (+12%). Dennoch sank das Nettoergebnis um 38% auf rund 1 Mrd. Euro. Hauptursache ist die marktbedingte Wertberichtigung des niederländischen Erzeugungsportfolios um rund 800 Mio. Euro. Das nachhaltige Nettoergebnis betrug rund 2 Mrd. Euro. Dieser Anstieg um 19% ist dem Sondereffekt aus dem positiven Gazprom-Schiedsspruch zuzurechnen.“
RWE hat zwei Drittel seines operativen Ergebnisses eingebüßt – Solar ist schuld
„Angesichts des ungebrochenen Solarbooms rechnet sich branchen- und europaweit der Betrieb vieler Kraftwerke nicht mehr“, klagt RWE. Der Unternehmensbereich „konventionelle Stromerzeugung“ habe im ersten Halbjahr fast zwei Drittel seines operativen Ergebnisses eingebüßt – zentrale Rolle hierbei: stark verringerte Kraftwerksmargen. Noch profitiere RWE davon, dass die Stromproduktion größtenteils am Terminmarkt auf bis zu drei Jahre zu damals noch höheren Preisen im Voraus verkauft worden sei. Doch dieser Effekt verringere sich ständig. Folgerung der RWE-Strategen: „Nach eingehender Analyse hat der Konzern entschieden, Kraftwerke in Deutschland und den Niederlanden mit einer Gesamtleistung von 3100 Megawatt (MW) aus dem Markt zu nehmen. Weitere Kraftwerke sind auf dem Prüfstand; hier werden sämtliche Optionen zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit ausgelotet.“
Noch vor zweineinhalb Jahren sagte Ex-RWE-Chef Großmann, Solarstrom-Produktion sei so sinnvoll „wie Ananas züchten in Alaska“. Nicht nur RWE, die anderen großen EVUs auch, haben den Trend zu den erneuerbaren Energien zuerst nicht ernst genommen, ihn dann mit allen Mitteln bekämpft – was aber das Wichtigste ist: Sie haben die Zeichen der Zeit verschlafen. Jetzt vergießen sie darüber Krododilstränen. Übrigens: RWE erwartet 2013 nach eigenen Angaben 2,4 Mrd. Gewinn.
Folgt: Aus dem Halbjahresbericht: Stromerzeugung – Stromabsatz – Gasabsatz