Weit überdurchschnittliche Belastung für Haushalte und kleinere Unternehmen
Laut Spielmann gibt es unter den nicht-privilegierten Stromverbrauchern „begrenzte Problemzonen“. Bedürftige Haushalte einerseits und kleinere energieintensive Unternehmen andererseits würden tatsächlich von steigenden Strompreisen weit überdurchschnittlich belastet. Hier müsse die nächste Bundesregierung endlich dafür sorgen, dass Stromversorger die wegen der Einspeisung von immer mehr erneuerbarem Strom sinkenden Strombeschaffungskosten so schnell an ihre Kunden weitergeben, wie sie es bei steigenden Kosten gewohnt seien. Auch müssten entstehende Härten in bedürftigen Haushalten sozialpolitisch aufgefangen werden.
Deindustrialisierung Deutschlands ist Gerede
Jürgen Quentin, Projektleiter Klimaschutz und Energiewende der DUH, erläuterte, dass „wegen der umfassenden Fürsorge, mit der sich die Bundesregierung den energieintensiven Betrieben in den vergangenen Jahren gewidmet hat, deren Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten zu- und nicht abgenommen hat.“ Für das „dauernde Gerede von der Deindustrialisierung Deutschlands“ gebe es auf der Faktenebene keinerlei Begründung. Im Gegensatz zu den Strompreisen der privaten Verbraucher seien die der privilegierten Wirtschaft gleich geblieben oder gesunken, während Detailanalysen zeigten, dass in den meisten EU-Ländern ein Anstieg zu verzeichnen sei.
„Deutschland liegt seit Jahrzehnten bei den Industriestrompreisen EU-weit im oberen Drittel, aber seit den Energiewendebeschlüssen gibt es im Wesentlichen nur eine Richtung. Nach unten.“ Das zeige beispielsweis der Strompreisindex des Verbands Industrieller Energie- und Kraftwirtschaft (VIK), der seit zwei Jahren sinke und derzeit exakt das Niveau des Jahres 2005 aufweise. „Es ist schon merkwürdig: Während der VIK-Strompreisindex monatlich sinkt, jammert der Verband, der ihn erstellt, fast wöchentlich über zu hohe Strompreise.“
Von US-Bedrohung bleibe wenig übrig
Selbst von der angeblichen Bedrohung durch die wegen Shalegas-Boom und billigem Strom wieder erwachende Wirtschaftsmacht USA bleibe nach einer genaueren Analyse der dortigen Großhandelspreise für Strom wenig übrig. Zwar seien die Strompreise in den USA traditionell niedriger als hierzulande. Weil sie aber in jüngster Zeit im Mittel nicht stärker gesunken seien als die privilegierten Industriestrompreise in Deutschland, gebe es keine Verschiebung der Wettbewerbsfähigkeit, die irgendjemanden ängstigen müsse. Quentin erinnerte daran, „dass die Kehrseite des günstigeren Stroms in vielen Regionen der USA von jeher der beklagenswerte Zustand der dortigen Stromnetze ist.“ Wenn in Deutschland der Strom pro Jahr durchschnittlich 15 Minuten ausfalle und in den USA zehn- bis dreißigmal so lange, so sei auch dies ein (Kosten-)Faktor, der bei der Standortwahl von Unternehmen eine Rolle spiele.
->Quelle: duh.de; DUH-Hintergrund Energiewende und Strompreise