Earth Overshoot Day – wir verbrauchen die Gemeingüter
Aus dem Schöpfungstag wird der „Welterschöpfungstag“. 1993 fiel er auf den 21.10., 2003 auf den 22.09., im vergangenen Jahr schon auf den 22.08.: Dieses Jahr kam er zwei Tage früher, und jedes Jahr rückt er weiter vor, wenn nichts geschieht – der Earth Overshoot Day, der Tag, an dem wir die uns für dieses Jahr eigentlich zur Verfügung stehenden Ressourcen verbraucht haben. Seit dem 20.08.2013 leben wir von der Substanz, das heißt: wir verbrauchen mehr Gemeingüter, als die Erde wiederherstellen kann.
Wir belasten das Klimasystem mit Schadgasen, weil es teurer wäre, sie zu vermeiden; wir überfischen die Weltmeere, weil man sich nicht auf nachhaltige Fangquoten einigt, fruchtbarer Boden erodiert, weil Monokulturen höhere Renditen abwerfen, und die Gesundheit von Mensch und Tier wird belastet, weil giftige Inhaltsstoffe und Emissionen nicht oder nicht wirksam genug durch ungiftige ersetzt werden. Kurz: Das scheinbare Diktat der Kurzfristigkeit, der schnellen Gewinnerwartung, siegt über kluge langfristige Erwägungen.
Verantwortlich: die reichen Länder
Die Verantwortung für die Übernutzung der irdischen Ressourcen tragen laut Umweltschutzorganisation WWF vor allem die reichen Länder. „Die bittere Ironie ist, die ärmeren Länder sind am wenigsten für die Übernutzung des Planeten verantwortlich, leiden aber am stärksten unter den Folgen“, so Christoph Heinrich, Geschäftsleitung Naturschutz beim WWF Deutschland. „Doch auch in den gemäßigten Breiten werden wir immer stärker von Naturkatastrophen heimgesucht. Wir sitzen im selben Boot und müssen uns der Herausforderung stellen.“ Für den Rest des Jahres lebe die Menschheit „auf Pump“ und zehre von den stillen Reserven der Erde.
In diesem Jahr sei der „Welterschöpfungstag“ schon zwei Tage eher erreicht als noch 2012, zeigten die Berechnungen des Global Footprint Networks. Dessen Analysen gemeinsam mit dem britischen Partner-Think-Tank New Economics Foundation messen seit 1961 (!) den Verbrauch an natürlichen Ressourcen und die Ressourcenkapazität von Nationen. Anhand der Daten – etwa 5400 Datenpunkte pro Jahr und Land – wird der „Fußabdruck“ von 150 Nationen ermittelt. Besonders besorgniserregend: Die Menschheit verbrauche schon seit dreißig Jahren mehr Ressourcen, als vorhanden, bzw. wiederherstellbar seien.
Ähnlich wie die Banken Buch über Einkommen und Ausgaben führen, führt Global Footprint Network Buch über Angebot und Nachfrage an natürlichen Ressourcen und ökologischen Leistungen durch die Menschheit. Die Ergebnisse sind ernüchternd: Global Footprint Network stellt fest, dass wir in ungefähr acht Monaten den Vorrat an erneuerbaren Ressourcen für ein ganzes Jahr verbrauchen und weit mehr [[CO2]] ausstoßen, als die Erde innerhalb dieser Zeit wieder umwandeln kann.
Folgt: 2030 zwei Erden nötig, wenn nichts geschieht, bis 2050 drei